Vatikan bereitet Verhandlungen mit Piusbruderschaft vor - Kölner Jesuit berufen

Es geht voran

Die vatikanische Expertengruppe zur Klärung strittiger Fragen mit der traditionalistischen Piusbruderschaft nimmt offenbar Gestalt an. Unbestätigten Berichten aus Traditionalistenkreisen zufolge erhielten drei weitere Theologen einen Ruf in das Gremium, das vom Sekretär der Päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei", Guido Pozzo, geführt wird. Unter ihnen ein Kölner Jesuit.

 (DR)


Demnach handelt es sich um den Schweizer Dominikaner Charles Morerod, den Opus-Dei-Generalvikar Fernando Ocariz Brana und den deutschen Jesuiten Karl Josef Becker. Alle drei sind bereits Berater der Glaubenskongregation. Weder von der vatikanischen Traditionalisten-Kontaktstelle «Ecclesia Dei» noch von der Glaubenskongregation oder den genannten Theologen waren am Donnerstag Stellungnahmen zu erhalten. Das vatikanische Presseamt wollte die Ernennungen weder bestätigen noch dementieren.

Der aus dem Schweizer Bistum Freiburg stammende Morerod war erst im April von Papst Benedikt XVI. zum Generalsekretär der internationalen päpstlichen Theologenkommission ernannt worden. Der 47-Jährige, der zugleich Dekan der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität San Tommaso d'Aquino (Angelicum) ist, genießt einen Ruf als herausragender Kenner mittelalterlicher Theologie.

Der 64-jährige Ocariz, Spezialist in der theologischen Lehre von der Kirche, gehört seit 1986 zum Konsultorenkreis der Glaubenskongregation und ist seit 1989 Mitglied der Päpstlichen Akademie für Theologie. Er gilt als einer der maßgeblichen Autoren der Erklärung «Dominus Iesus» (2000) über das katholische Kirchenverständnis.

Der aus Köln stammende 81-jährige Jesuit Karl Josef Becker lehrte lange Jahre Dogmatik an der Päpstlichen Hochschule Gregoriana in Rom. Er machte sich ebenfalls mit Arbeiten zur Ekklesiologie einen Namen.

Nach dem Eklat um die Priesterbruderschaft Pius X. im Frühjahr hatte Papst Benedikt XVI. die bislang weitgehend eigenständige Kommission «Ecclesia Dei» an die Glaubenskongregation angeschlossen. Die Gespräche über eine mögliche Rückkehr der Piusbruderschaft in die Kirche sollen in enger Anbindung an diese Behörde geführt werden. Dabei geht es besonders um eine Anerkennung des kirchlichen Lehramts, der Lehre des Konzils und der Päpste, insbesondere um strittige Fragen von Ökumene, Religionsfreiheit und interreligiösem Dialog.

Bis zu einer Einigung haben die Anhänger der Bruderschaft keinen ordnungsgemäßen Status in der Kirche und können auch kein Amt legitim ausüben. Die Piusbrüder werden gegenüber dem Vatikan von ihrem Generaloberen Bernard Fellay vertreten. Den theologischen Dialog seiner Gemeinschaft mit Rom soll künftig der spanische Bischof Alfonso de Galarreta (52) führen. Er gehört wie Fellay zu jenen vier Bischöfen, deren Exkommunikation Benedikt XVI. im Januar aufgehoben hatte.