Das erste Klimakochbuch ist auf dem Markt

Brutzeln gegen die Erderwärmung

Unsere Ernährung erhitzt die Atmosphäre stärker als der gesamte Transportsektor. Doch jeder und jede kann in der Küche ganz leicht zur kulinarischen Rettung unseres Planeten beitragen - ohne gleich auf Lieblingsspeisen verzichten zu müssen. Wie das geht, zeigt nun das Klimakochbuch des BUND verständlich und anschaulich.

 (DR)

In der Küche hinter der Theke brutzelt und zischt es. Der Dampf aus den Töpfen und Pfannen zieht über die Tische des kleinen Berliner Restaurants direkt zu den Gästen. «Mhmm», klingt es von einer der Sitzbänke, und eine junge Frau kreist mit der Hand über ihren Bauch. Auch die restlichen Teilnehmer der Probeverkostung scheinen hungrig zu sein - und neugierig.

Denn die Gerichte, die sie wenig später essen werden, stammen alle aus dem bundesweit ersten Klimakochbuch, das am Donnerstag erschienen ist. Damit könne man «klimafreundlich einkaufen, kochen und genießen», versprechen die Herausgeber, die Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUNDjugend).

«Was hat mein Mittagessen mit Öko-Politik zu tun?» fragt Rosine Schnitzer vom Vorstand der Jugendorganisation. Sie beantwortet die Frage gleich selbst: «Der Bereich der Ernährung wird in Bezug auf die Klimaveränderung unterschätzt. Dabei verursacht jeder Mensch pro Jahr auf diese Weise zwei Tonnen Kohlendioxid», erklärt Schnitzer.

Bewusst einkaufen und essen
Sie sagt, das Essen sei für über ein Fünftel des globalen Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich. Jeder Einzelne könne etwas gegen die Erderwärmung tun, indem er bewusst einkaufe und esse. Neben der Auswahl der Lebensmittel gehöre dazu auch, dass man Essen mit Haushaltsgeräten zubereitet, die möglichst wenig Energie verbrauchen.

Glaubt man dem Klimakochbuch, dann ist es mit dem Einkauf von Bioprodukten und saisonalem Obst und Gemüse von regionalen Erzeugern noch nicht getan. Die Autoren raten, man solle gering verarbeitete Lebensmittel bevorzugen, beim Einkauf aufs Auto verzichten und mit Freunden kochen, denn damit verursache man weniger Treibhausgase. Doch das sind nur drei von zehn Tipps für die «klimacoole Küche». Eine «Klimazwiebel» zeigt zum Beispiel an, wieviel Treibhausgase bei Spaghetti Bolognese verursacht werden.

Vegan kochen ist ideal
Jan Lohr ist Koch beim Berliner Catering-Unternehmen «Einhorn» und freut sich, sein Probiermenü ankündigen zu können: «Geflügelbrühe mit Gemüsekonfetti und Flädle, Salat mit Ziegenkäse, Leipziger Allerlei und Zander sowie zum Nachtisch ein Beeren-Crumble aus Himbeeren und Streuseln.» Zu trinken gibt es einen moosgrünen Löwenzahnsaft, der nach Orange schmeckt.

Die sechs Mitglieder des Herausgeberteams haben ehrenamtlich insgesamt 55 Gerichte gesammelt, manche von ihnen aussortiert oder verbessert. «Die Rezepte sollen helfen, kulinarische Neu- und Wiederentdeckungen zu machen», sagt Christian Noll, Mitherausgeber des Klimakochbuchs. Zusammen mit seinem Kollegen Boris Demrovski hatte er vor eineinhalb Jahren die Idee zum Projekt. «Vegan kochen ist ideal, aber das schmeckt nicht jedem», so Noll. Auch mit regionaler und saisonaler Küche könnten Transportkosten gespart und Treibhäuser vermieden werden. Das aber überfordere viele und Bioprodukte seien auch nicht für jeden erschwinglich, gibt der 30-Jährige zu bedenken: «Es müssen Kompromisse gemacht werden.»

Ein Verzichtskochbuch sei die klimafreundliche Rezeptesammlung aber nicht, betont Noll. «Es soll vor allem gezeigt werden, wie und wo man bei der Ernährung etwas für das Klima tun kann.» So könne das durch Ökostrom gesparte Geld für bessere Lebensmittel ausgegeben werden. Das könne dann durchaus auch mal Wildfleisch sein, sagt er, obwohl Fleisch neben Milch und Eiern das Klima besonders stark belaste. Außerdem rät er, beim Kochen lieber auf Klasse als auf Masse zu setzen.

Literaturhinweis: «Das Klimakochbuch. Klimafreundlich einkaufen, kochen und genießen», Kosmos Verlag 2009, 12,95 Euro.