Rekordzahlen bei Bewerbungen für Ökumenischen Kirchentag - Generalsekretär erfreut

"Damit ihr Hoffnung habt"

Für den 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München zeichnet sich eine Rekordbeteiligung von aktiven Mitwirkenden ab. Mehr als 1.500 Projektideen von Christen sind bisher eingegangen, wie Dr. Stefan Vesper, Generalsekretär des mitveranstaltenden Zentralkomitees der deutschen Katholiken im domradio-Interview mittteilte. Das Interesse sei noch größer als 2003 in Berlin, so Vesper.

2010 Gastgeber des ökumenischen Kirchentags: Erzbischof Marx und Bischof Friedrich (KNA)
2010 Gastgeber des ökumenischen Kirchentags: Erzbischof Marx und Bischof Friedrich / ( KNA )

Zum ÖKT, der vom 12. bis 16. Mai 2010 in der bayerischen Landeshauptstadt stattfindet, werden mehr als 100.000 Dauerteilnehmer erwartet. Er steht unter dem Leitwort "Damit ihr Hoffnung habt".

domradio: Ende August sind die Bewerbungsfristen für die Ideenbörse abgelaufen. Welche Themen stehen fest und welche besonderen Ideen haben sie denn auf den Tisch bekommen?
Vesper: Wir bereiten den Kirchentag ja mit den Freunden des Deutschen Evangelischen Kirchentags vor, und da kommen die Ideen aus dem ganzen Spektrum des katholischen und evangelischen Verbandswesens und weit darüber hinaus. Die Menschen wollen zu dem Leitwort "Damit ihr Hoffnung habt" ihre Ideen einbringen und da gibt es eine ganz breite Palette von Vorschlägen zu thematischen Inhalten. Aber auch besonders zum Pilgern. Das war für uns neu und interessant, dass man nach München pilgern will in Pilgerwallfahren. Man will mit Menschen zusammenkommen und Themen einbringen. Es gibt ein vielfältiges Echo, mehr noch als das in Berlin der Fall war.

domradio: Noch nie haben sich so viele Gruppen angemeldet. Wie erklären sie sich das? Sehen sie darin eine Art christliche Renaissance in Deutschland?
Vesper: Das würde ich so nicht sagen, aber ein Faktor ist, dass Berlin 2003 ein großer Erfolg war. Da waren beim Schlussgottesdienst 200.000 Menschen! Am Tag vorher war das Fußball-Pokalendspiel in Berlin mit weniger Menschen und da titelten die Zeitungen danach "1:0 für Gott".

Aber auch die Stadt München und die Region sind attraktiv. Und für uns besonders wichtig: Christ sein ist in einer Zeit der Unsicherheit und der Krise, die über die Finanzkrise weit hinaus geht, für die Menschen sehr wichtig geworden. Das Zusammenkommen hilft ihnen, ihre Fragen zu beantworten.

domradio: Auch viele Organisationen aus dem Ausland haben sich mit Ideen beworben.
Vesper: Sowohl der Kirchentag als auch der Katholikentag haben Partner in den Ländern Europas. Aus den Ländern kommen viele Initiativen, weil es so einen von den Laien vorbereiteten gemeinsamen Kirchentag in dieser Form nirgends sonst gibt.

domradio: Können alle Gruppen, die sich jetzt gemeldet haben, am Kirchentag teilnehmen?
Vesper: Wir müssen auswählen aus den vielen Vorschlägen, aber wir wollen so auswählen, dass möglichst viele gute Ideen vorkommen und Doppelungen vermieden werden. Es ist wichtig, dass auch junge Menschen sich als Veranstalter mit einbringen können, nicht nur als Teilnehmer.

domradio: Sie haben zum ersten Mal eine Gottesdienstausschreibung gemacht. Das war ein großer Erfolg, warum?
Vesper: Die Suche nach Spiritualität ist in dieser Zeit besonders wichtig. Man sucht nach dem, was dem Leben Grund gibt und das möchte man auch feiern im Gottesdienst. Deswegen sind sehr viele katholische, evangelische und ökumenische Initiativen gekommen, auch von der Orthodoxen Kirche. Wir werden eine orthodoxe Vesper machen und möglicherweise eine Segnung der Isar mit einem orthodoxen Bischof. Da kamen viele, viele Ideen und wir freuen uns darauf.

domradio: In Berlin, beim ersten ökumenischen Kirchentag, kam es ja zum Eklat um einen katholischen Priester, der evangelische Christen zur Kommunion eingeladen hatte. Dieser wurde vom Dienst suspendiert, was für viele sehr schmerzlich war. Wie geht der Kirchentag 2010 mit diesen Fragen um?

Vesper: Grundsätzlich ist ganz klar, dass alle Fragen der Ökumene und auch die Frage nach dem gemeinsamen Abendmahl, die ja eine Frage der Einheit der Kirche und der Christen ist, auf der Tagesordnung stehen. Wir wollen sie gemeinsam debattieren und nach Fortschritten suchen. Wir wollen aber einen ökumenischen Kirchentag, der ein besonderes Zeichen für das gesellschaftliche Engagement der Christen in Deutschland gibt. In unserer Zeit leisten die Christen ungeheuer viel. Das ist zu thematisieren, auch um unseren Hauptgegner anzugehen. Der ist nämlich nicht katholisch oder evangelisch. Der Hauptgegner der Ökumene und der Christenheit ist das Desinteresse. Dass man sich nicht für einander interessiert und zuwenig voneinander weiß. Was wir gemeinsam in der Welt und der Gesellschaft leisten, das wollen wir hier präsentieren und zur Debatte stellen.