Mit Althaus verlässt ein aktiver Katholik die politische Bühne

Christliches Wertefundament

Der Schritt war wohl unvermeidlich. Nach der Wahlschlappe vom Sonntag schien der Rücktritt von Dieter Althaus als Thüringer Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzender trotz der Rückhaltsbekundungen von Parteifreunden nur eine Frage der Zeit. Mit Althaus verlässt nun einer der bekennenden ostdeutschen Christen - zumindest vorerst - die politische Bühne, deren Karriere durch das Ende der DDR möglich wurde.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Im SED-Staat waren Althaus politische Spitzenämter verschlossen. Denn aus seinem Glauben machte der aus dem katholisch geprägten Eichsfeld stammende Lehrer für Mathematik und Physik nie einen Hehl. Zugleich hielt sich der Sohn eines Mitgründers der CDU im Eichsfeld aber auch nicht in strikter Distanz zum Regime und trat 1985 in die Ost-CDU ein. Noch 1989 soll er als Schulrat die sozialistische Jugendweihe öffentlich verteidigt haben, lautete der Vorwurf. Althaus räumte später Kompromisse ein, «die im Nachgang faul waren».

Immerhin war Althaus 1989 einer der ersten Montagsdemonstranten in Heiligenstadt, dem regionalen Zentrum des Eichsfelds. Dies mochte dazu beigetragen haben, dass Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) Althaus als politisches Talent förderte. Rhetorische Begabung war sicher nicht der Grund, denn als Debattenredner brillierte Althaus nie.

Es ist vielmehr seine Beharrlichkeit gepaart mit der Fähigkeit zum politischen Kompromiss. Sie führte den Vater zweiter Töchter 1992 zunächst an die Spitze des Erfurter Kultusministeriums, wo er die Reformen zur Abkehr vom DDR-Bildungssystems erfolgreich abschloss.
1999 trat er an die Spitze der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag und im Jahr darauf auch des CDU-Landesverbands. 2003 wurde er als Nachfolger Vogels zum Ministerpräsident gewählt und im Folgejahr nach der Landtagswahl in dem Amt bestätigt.

Althaus forderte einen radikalen Wechsel im Sozialsystem, sprach sich für ein «Bürgergeld» aus und verlangte eine «Familienoffensive». Mit solchen Vorstößen war er ein treuer Verbündeter Angela Merkels. Sie holte ihn 2005 in ihr «Kompetenzteam».

Althaus' Skiunfall vom 1. Januar 2009 löste bereits Forderungen nach einem Rücktritt aus. Dabei kam eine Skifahrerin zu Tode, und er erlitt selbst schwere Hirnverletzungen. Nach seiner Genesung hielt die CDU dennoch an dem 51-Jährigen als Spitzenkandidaten fest und schnitt den Wahlkampf auf seine Person zu. Somit wurde deren Ergebnis noch stärker zu einer Volksabstimmung über den Politiker Althaus.

Die Kirchen verlieren in ihm nun einen Ansprechpartner, der seine Arbeit stets mit seinem christlichen Wertefundament begründete. Dies verhinderte nicht teilweise langwierige Verhandlungen mit der Landesregierung vor allem über die staatliche Förderung der Schulen und Kindertagesstätten freier Träger, bis es zum Kompromiss kam.

Der Erfurter Bischof Joachim Wanke nahm den Rücktritt mit Respekt und Bedauern auf. Damit erweise sich Althaus als Politiker, «der sich für das Wohl des Freistaates - und seiner Partei - ohne Rücksicht auf die eigene Person einsetzt». An der Entscheidung lasse sich das breite Wertefundament erkennen, auf dem Althaus seine Politik aufgebaut habe, betonte Wanke. Besonders würdigte er das Engagement für Ehe und Familie und die Bildungspolitik.

Zugleich äußerte der Bischof des Bistums Erfurt die Hoffnung, dass der Rücktritt nicht das Ende des politischen Engagements von Althaus sei. Dies ist diesem nun weiter im CDU-Präsidium möglich, dem er seit 2006 angehört. Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken bietet Althaus ein Forum zu verstärkter Mitarbeit.