11.000 Teilnehmer bei Ministrantenwallfahrt

Das Größte seit dem Weltjugendtag

Rund 11.000 Jungen und Mädchen aus acht Bistümern haben am Wochenende im niederrheinischen Kevelaer an der ersten Nordwestdeutschen Ministrantenwallfahrt teilgenommen. Beim Abschlussgottesdienst sagte der Kölner Kardinal Joachim Meisner, die Ministranten könnten sich an der Gottesmutter Maria ein Vorbild nehmen: "So wie wir auf sie schauen, schaut die Gemeinde auf Euch. Ihr Ministranten seid Vorsteher, wie die Priester und darum unsere Kollegen und wichtigsten Mitarbeiter."

Autor/in:
Gereon Tönnihsen
Auch Kardinal Meisner trifft die Ministranten in Rom / © Boecker
Auch Kardinal Meisner trifft die Ministranten in Rom / © Boecker

Heinrich Janssens Blick schweift über den Kapellenplatz. «Ist das nicht ein schöner Anblick?», fragt der Münsteraner Weihbischof. Rund 11.000 Messdiener, davon fast die Hälfte aus dem Bistum Münster, stehen zwischen Basilika und Gnadenkapelle mit dem berühmten Kevelaerer Marien-Bildnis - singend, lachend, betend. Sie alle sind Teilnehmer der ersten Nordwestdeutschen Ministrantenwallfahrt unter dem Motto «Ich glaub'
an dich», zu der sich Jungen und Mädchen aus acht Bistümern auf den Weg an den Niederrhein gemacht haben. Es ist die größte katholische Jugendveranstaltung in Deutschland seit dem Weltjugendtag in Köln 2005, wie der Kevelaerer Wallfahrtsleiter Stefan Zekorn ihnen zur Begrüßung zuruft.

«Junge Menschen brauchen die Gemeinschaft», erklärt Heinrich Timmerevers, Weihbischof für die Region Oldenburg. Bunt, lebendig, bewegend. In der Jugendarbeit seien heute Events nötig. Und so erleben Mädchen und Jungen aus Aachen, Essen, Hamburg, Hildesheim, Köln, Münster, Osnabrück, Paderborn sowie aus dem niederländischen Roermond an diesem Tag eine Atmosphäre zwischen Stadion und Popkonzert, Andacht und Inbrunst. Frühmorgens sind die Gruppen von Kevelaerer Vororten aus sternförmig in die Stadt gezogen. Nach der Begrüßung auf dem Kapellenplatz gibt es das Mittagessen: mehr als vier Tonnen Nudeln mit Soße für die hungrigen Pilger.

Die Gestaltung des Nachmittags ist frei. Mike und Daniel aus Wadersloh im Kreis Warendorf sind froh, dass sie die Beine hochlegen können. «Das Laufen war doch ziemlich anstrengend», finden die beiden 14-Jährigen. «Es ist schön, andere Messdiener aus anderen Gemeinden kennenzulernen.» Gleich wollen sie beim Menschenkicker mitmachen und sich dann in einen der Strandkörbe legen. Die haben Helfer des Erzbistums Hamburg mitgebracht. «Jedes Bistum musste mindestens einen Programmpunkt beisteuern. Wegen unserer großen Küstenregion haben wir unter dem Motto 'Ministrant am Ministrand'
eine Erholungszone aufgebaut», sagt Pastoralreferent Sebastian Fiebig aus dem Nordbistum. Diese Gruppe musste die weiteste Anreise bewältigen.

Wer keine Erholung braucht, kann einem von Kevelaers traditionellen Handwerkern wie Orgelbauern oder Goldschmieden auf die Finger schauen oder eine Kerzenfabrik, Bronzegießerei oder Druckerei für religiöse Literatur besichtigen. Dazu gibt es Musik-Angebote, Gesprächskreise, Workshops, Spiel und Spaß. Manuel (19) aus Coesfeld wollte sich einige Handwerke anschauen, «aber die waren so schnell ausgebucht, dass ich nirgendwo mehr reingekommen bin». Jetzt sitzt er mit seinen Freunden auf den Stufen des alten Rathauses und wartet auf den Abschlussgottesdienst mit dem Kölner Kardinal Joachim Meisner, den Bischöfen Felix Genn (Münster), Heinrich Mussinghoff
(Aachen) und Franz-Josef Bode (Osnabrück) sowie den Weihbischöfen Janssen (Xanten), Timmerevers (Vechta), Norbert Werbs (Schwerin) und Everardus Johannes de Jong (Roermond).

Der Kardinal spricht in seiner Predigt vom Beispiel Marias für den Alltag eines Ministranten: «Es gibt keinen besseren Weg zu Christus als den über Maria. So wie wir auf sie schauen, schaut die Gemeinde auf euch. Ihr Ministranten seid Vorsteher, wie die Priester, Bischöfe und Diakone, und darum unsere Kollegen und wichtigsten Mitarbeiter.» Papst Benedikt XVI. überbringt per Telegramm seine Grüße. Er lobt das Wirken der Ministranten, mahnt aber auch dazu, «innerlich schön und gut aufgestellt vor Gott zu treten, das heißt, ein Leben zu führen, wie es Gott gefällt». Meisner beschließt den Gottesdienst und damit die Premiere der Messdienerwallfahrt mit einem lauten «Schade, dass der Tag schon vorbei ist». Auch Genn spricht von einem «Weltjugendtag im Kleinen» und denkt schon an eine mögliche Wiederholung dieses Glaubensfestes.