Priester aus Österreich greift nach der Krone der Volksmusik

Pfarrer Brei und das Leben

"Das Leben". So einfach kommt der Titel daher, mit dem Pfarrer Franz Brei am Samstag die Krone der Volksmusik erringen will. 15 Mitstreiter muss er dafür hinter sich lassen, wenn er am Wochenende beim Grand-Prix-Finale in München antritt: drei aus Österreich sowie je vier aus Deutschland, der Schweiz und Südtirol.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
 (DR)

Der 41-jährige Liechtensteiner, der im Pfarrverband Hatzendorf in der Steiermark seinen Dienst als Seelsorger versieht, ist der erste Geistliche, der sein Glück beim Grand Prix versucht. Kirchliche Vorbilder für glänzende Erfolge in den CD-Charts gibt es freilich bereits: das nordirische Trio «The Priests», mit Spitznamen auch «Holy, Holy, Holy» genannt und bei Sony unter Vertrag; die singenden Mönche von Stift Heiligenkreuz bei Wien, die ihre CD «Chant - Music for Paradise» rund eine halbe Million mal verkauften; oder gar Pfarrer Marcelo Rossi, der im Tropenland Brasilien von Hit zu Hit eilt und mit Platinplatten nur so überschüttet wird.

Doch soweit denkt Pfarrer Brei erst mal gar nicht. Er sieht sich in erster Linie als Hirte seiner drei Pfarreien Unterlamm, Breitenfeld und Hatzendorf - und erst dann als Freizeitsänger. Gleichwohl kommt Ende September bereits seine zweite CD auf den Markt: «Lebenslieder», in denen er auch die Erfahrungen seiner Reisen verarbeitet. Eines handelt etwa von der seligen Mutter Teresa von Kalkutta, die er 1996 für eine Woche durch die Armutsquartiere der Millionenmetropole begleitete.

Musik und Texte seiner Lieder - auch seines Wettbewerbsbeitrags «Das Leben» - stammen von Walter Wessely, der bereits mit einigen Größen aus Schlager und Volksmusik zusammenarbeitete: Vicky Leandros, Hansi Hinterseer, die Flippers, Andy Borg und Rex Gildo stehen auf seiner Visitenkarte. Und auch in Wesselys Arrangements finden sich mit indischen Trommeln Anklänge an Kalkutta wieder. Von seinem geistlichen Schützling sagt er: «Ich glaube, dass die Menschen Leute sehen wollen, die Musik aus Überzeugung und nicht nur aus geschäftlichen Gründen machen.»

Nervös ist Pfarrer Brei noch nicht, sagt er. Viel mehr überwiege die Vorfreude. Am Donnerstag gibt's tagsüber noch normalen Pfarrdienst. Am Abend geht es dann nach München, wo in den zwei Tagen bis zum Auftritt die obligaten Stellproben, Beleuchtungs- und Kamera-Checks warten. Heiß wird's allemal auf der Bühne - denn Brei will im Priesterornat vor die Scheinwerfer treten. Seine Stimme schmieren muss der singende Pfarrer für Samstag freilich nicht: Seinen bislang größten Auftritt absolviert er - wie alle Interpreten - mit Voll-Playback.