Merkel sieht sich auch von den Katholiken ihrer Partei unterstützt

Kein Fremdeln verspürt

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Eindruck zurückgewiesen, es gebe ein Fremdeln zwischen ihr und der konservativ-katholischen CDU-Basis. Sie fühle sich von allen in der CDU, von Katholiken und Protestanten, gut unterstützt, sagte Merkel in einem Interview mit der Verlagsgruppe Bistumspresse (Osnabrück). Und: Die evangelische Kirche habe sich in den vergangenen Jahren den Positionen der CDU genähert.

 (DR)

«Ich habe Anfang der 90er Jahre sehr dafür gekämpft, dass man auch als CDU-Mitglied mit seinen Überzeugungen ein Anrecht hat, in der evangelischen Kirche akzeptiert zu werden. Eine ganze Reihe von politischen Positionen der evangelischen Kirche waren kontrovers zu meinen eigenen», sagte Merkel. Das habe sich in den vergangenen Jahren geändert. «Ein Beispiel ist Bischof Hubers Eintreten für den Religionsunterricht in Brandenburg, aber auch in ethischen Fragen und Fragen der sozialen Marktwirtschaft haben wir eine Annäherung», fügte die Bundeskanzlerin hinzu.

Mit Sorge sehe sie die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft, sagte sie. «Viele Menschen empfinden Religion nicht mehr als etwas Selbstverständliches und zum Leben Dazugehörendes.» Christen sollten ruhig offen über den eigenen Glauben sprechen, empfahl die Kanzlerin.

Ihr eigener Glaube sei für sie «zunächst eine sehr persönliche Sache». Seit der Wende habe sie in dieser Frage aber eine persönliche Entwicklung erlebt: «Ich habe mich am Anfang schwer mit der Frage getan, wie weit ich meinen Glauben in die Politik mit hineinnehme, zum Beispiel auf Parteitagen der CDU.» Heute finde sie es schön, «dass vor jedem Parteitag ein Gottesdienst stattfindet, wo man sich noch einmal auf die gemeinsamen Überzeugungen und auf die eigene Fehlbarkeit besinnt.»

Auch als Physikerin habe sie keine Problem, Naturwissenschaften und Gottesglaube zusammenzubringen. Evolutionstheorie und physikalische Erkenntnisse seien mit dem Glauben an Gott «sehr wohl vereinbar. Ich glaube nicht, dass die naturwissenschaftliche Forschung bis ins Kleinste hinein als Beweisführung für oder gegen die Existenz Gottes gedacht werden kann, sondern dass Gott über all dem ist.»

Die Verlagsgruppe Bistumspresse ist ein Zusammenschluss von fünf katholischen Kirchenzeitungsverlagen. Die Zentralredaktion der Verlagsgruppe produziert den Mantelteil der Kirchenzeitungen Kirchenbote (Bistum Osnabrück), KirchenZeitung (Bistum Hildesheim), Tag des Herrn (Bistümer Dresden-Meißen, Magdeburg, Erfurt, Görlitz), Bonifatiusbote (Bistum Fulda), Der Sonntag (Bistum Limburg), Glaube und Leben (Bistum Mainz), Neue KirchenZeitung (Erzbistum Hamburg) und KirchenZeitung für das Bistum Aachen.