Angebot umweltfreundlicher Pkw wächst weiter

Lob und Tadel für die Nachhinker

Seit 20 Jahren veröffentlicht der Verkehrsclub Deutschland eine Auto-Umweltliste. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller Neu-Fahrzeuge hat sich seitdem um ein Fünftel verringert. Auch der Spritverbrauch wurde gesenkt. Allerdings hinken die Hersteller ihren eigenen Verpflichtungen noch immer hinterher.

 (DR)

Es geht voran bei der Senkung der Pkw-Schadstoffemissionen. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller in Deutschland neu zugelassenen Fahrzeuge liege Mitte 2009 mit 155 Gramm pro Kilometer um zehn Gramm unter dem Schnitt des gesamten Vorjahres, hob der Verkehrsclub Deutschland (VCD) am Dienstag bei der Vorstellung seines jährlichen Auto-Umweltrankings hervor. Die CO2-Werte der Top Ten, der Besten der Kompaktklasse sowie der Familienautos lägen im Schnitt mindestens elf Gramm unter denen von 2006. Auch der Spritverbrauch sei gesenkt worden, allerdings längst nicht im technisch möglichen und klimapolitisch nötigen Maß, kritisierte der ökologisch orientierte Verkehrsclub zugleich. Da hinkten die Hersteller noch ihren eigenen früheren Verpflichtungen hinterher und die Politik müsse strengere Vorgaben machen, forderte er.

Dennoch hätten Autokäufer dieses Jahr soviel Auswahl an umweltfreundlichen Pkw wie noch nie. Gewinner der 20. Auto-Umweltliste seien eindeutig die Hybridfahrzeuge mit erstmals drei Pkw unter den Top Ten, betonte der VCD. Aber auch moderne Kleinwagen schnitten bei der Umweltbewertung überdurchschnittlich gut ab. Auch davon gebe es drei in der Bestenliste für unter 10 000 Euro. Ihr Normverbrauch von unter fünf Litern sei bei konsequent spritsparender Fahrweise auch zu erreichen.

Unter die Vier-Liter-Verbrauchsmarke
Die diesjährigen Sieger wie der familientaugliche Vollhybrid Toyota Prius III, mit dem erstmals ein Benziner unter die Vier-Liter-Verbrauchsmarke komme, oder der in der Kompaktklasse führende Honda Insight seien weiter verbesserte Neuentwicklungen. Im Vergleich mit ihnen hätte der Vorjahressieger Prius II nur noch Rang fünf erreicht.

Zwar sei noch kein neuer Drei-Liter-Diesel wie der 1999 gestartete, 2005 aber wieder eingestellte VW Lupo 3L auf dem Markt, sagte Gerd Lottsiepen vom VCD. Doch keiner der Kunden, die zunehmend aufs Geld für Autokauf und Tanken achteten, müsse heute einen Pkw kaufen, der mehr als fünf Liter Sprit oder eine entsprechende Menge Gas verbrauche - auch dann nicht, wenn er Platz für 3 Kinder oder viel berufliches Gepäck brauche. Der Mildhybrid Honda Insight, in dem ein Elektromotor den Verbrennungsantrieb unterstützt, sei zum Beispiel ab 19 550 Euro erhältlich und damit ein "bezahlbares Hybridauto", günstiger als jeder VW Golf Diesel mit Blue Motion Technologie.

Lob für die viel gescholtene deutsche Autoindustrie
Dennoch gab es überraschendes Lob des VCD für die in den Vorjahren viel gescholtene deutsche Autoindustrie. Auch die heimischen Hersteller begriffen langsam, dass umweltfreundliche Pkw gefragt sind. Nachdem sie jahrelang moderne Hybrid-Technik "verschlafen" hätten, seien sie aufgewacht. So gebe es drei deutsche Pkw in der diesjährigen Top-Ten-Liste gegenüber nur einem im Vorjahr. Jedoch hätten die deutschen Hersteller durch die Abwrackprämie massiv Marktanteile verloren, da sie erst wenige preisgünstige Pkw mit niedrigem Verbrauch anböten. Wenn sie den Anschluss nicht verlieren wollten, sollten sie schnellstmöglich ihre Modellpalette insgesamt spritsparender machen, forderte der VCD.

Den Autobauern aus Wolfsburg gebühre zugleich das Lob, sich gegenüber dem Vorjahr am meisten verbessert zu haben, fuhr Lottsiepen fort. Im Herbst kämen zudem ökologisch relevante Weiterentwicklungen auf den Markt, wie der erste VW Golf mit einem CO2-Ausstoß unter 100 Gramm je Kilometer.

Wichtig sei generell, dass Öko-Modelle keine Nischenobjekte blieben, betonte der VCD-Sprecher. Stattdessen müsse Umwelttechnik wie die Start-Stopp-Automatik und Leichtlaufreifen Standard werden. Mit Blick auf den aktuellen Wirbel um Elektroautos plädierte der VCD für "mehr Nüchternheit". Deren Entwicklung brauche bei aller Förderung noch Zeit. "Auch in den nächsten zehn, zwanzig Jahren werden diese Autos nicht unser Straßenbild bestimmen", betonte der VCD.