Kochen mit der Bibel mit einer Oberpfälzer Pfarrersfrau

Himmlisches aus zwanzig Zutaten

Fernseh-Kochshows kann sie nichts abgewinnen, Fast Food ist ihr ein Graus: Für ihre Kochseminare hat sich die Oberpfälzer Pfarrersfrau Markusine Guthjahr von der Bibel inspirieren lassen. "Kommunikatives Kochen mit den Gaben Gottes" heißt das Angebot, mit dem die Ernährungsberaterin aus Königstein seit 16 Jahren erfolgreich durch Deutschland tourt.

Autor/in:
Carola Renzikowski
 (DR)

Am Anfang war eine Israelreise. Sie motivierte die Kräuterexpertin, die Bibel nach essbaren Pflanzen zu durchforsten. 110 mal wurde sie fündig. Das Kochen steht für Guthjahr aber erst an zweiter Stelle: "Mein Ansatz sind nicht biblische Rezepte, sondern die Pflanzen in ihrem Kontext."

Ihre Gäste sollen mit allen Sinnen erleben können, was die Pfarrersfrau erzählt: "Fühlen Sie mal, wie sich diese Minze anfühlt, riechen Sie mal den Koriander, testen Sie mal von der Raute." Enorm ist das Aufgebot an gesammelten Feldblumen, Kräutertöpfen, getrockneten Feldfrüchten, Gewürzen, Gemüse- und Obstsorten. Nicht fehlen dürfen auch zwei betagte Hausbibeln, eine davon fast 450 Jahre alt.

Schon Israeliten lebten gesund mit Knofel und Co
"Wenn Sie Ihre Abwehrkräfte stärken wollen, essen Sie viel Lauch, Zwiebeln und Knoblauch", rät die Bibelköchin. Das taten schon die Israeliten während ihrer Gefangenschaft in Ägypten vor mehr als 3.000 Jahren. Oder die Feige: Die süße Delikatesse ist nicht nur gesund und spendet Kraft, sie - und nicht ein Apfel - war wohl auch die Frucht vom "Baum der Erkenntnis" im Garten Eden: "Adam und Eva bedeckten ihre Blöße mit Feigenblättern", zitiert Guthjahr die erste namentlich erwähnte Pflanze in der Heiligen Schrift. "Die Bibel ist ja kein Botanikfachbuch", erklärt sie sich manche Unstimmigkeiten.

Bei der Kücheneinrichtung setzt Guthjahr nicht auf modisch-edle Designerware, sondern auf Improvisation. Fürs Erhitzen tut es ein Zwei-Platten-Reisekocher. Suppe und Dessert gibt es auch mal in Kaffeetassen und Saftgläsern. Je einfacher die Umgebung, desto besser gefällt es den Leuten, weiß sie aus Erfahrung. "Hauptsache, es ist ein Wasseranschluss da."

Esaus rote Linsen
Einen Ring roter Zwiebeln nach dem anderen legt Heike auf die geschnittenen Orangen, obendrauf kommen Zitronensaft, Olivenöl, Kreuzkümmel, gehackte Minze und zu guter Letzt schwarze Olivenscheiben - fertig ist der orientalische Salat. "Ich habe beim ersten Mal auch gedacht, das kann man nicht essen", gesteht die Geläuterte. Neben ihr köchelt "Esaus rotes Linsengericht". Ob Esaus Bruder Jakob die Hülsenfrucht auch so pikant zubereitet hat? Feststeht: Sein Lieblingsessen hat Esau so angelacht, dass der dafür glatt sein Erstgeburtsrecht verkaufte.

Wer biblisch kochen möchte a la Guthjahr, sollte aufgeschlossen sein für neue Geschmackserlebnisse. Oder sich auf den Gaumen eines Kirchenmannes verlassen: "Mein Mann ist immer der Vorkoster", verrät die dreifache Buchautorin. Gespannt beobachtet sie dennoch die neuen Gesichter beim Essen der liebevoll angerichteten Speisen. "Himmlisch", seufzt eine Teilnehmerin, als sie nach der Minze-Sahne-Creme mit Granatapfelsirup ins Dattelkonfekt beißt.

Hinweis: Markusine Guthjahr, Kochen mit den Gaben Gottes. Früchte und Pflanzen der Bibel, Cadmos Verlag Brunsbek 2008, 142 Seiten, 14,90 Euro.