Vor 150 Jahren starb der Pfarrer von Ars

Patron der Priester

Das können auch heutige Theologiestudenten gut nachfühlen: Mit dem Latein hatte der heilige Pfarrer von Ars so seine Schwierigkeiten. Und fast hätte ihm diese Sprachbarriere seinen Weg zum Priestertum versperrt. Dennoch ging Jean-Baptiste Marie Vianney als pastorale Ausnahmegestalt in die Kirchengeschichte ein.

Autor/in:
Andreas Otto
 (DR)

Nun will Papst Benedikt XVI. den Beichtvater als Vorbild in den Mittelpunkt rücken: Während des unlängst angelaufenen Priesterjahres, das für Berufungen wirbt, steht der Franzose als "Patron der Priester" im Blickpunkt. Am heutigen Dienstag jährt sich sein Todestag zum 150. mal.

Geboten wurde Jean-Baptiste Marie Vianney am 8. Mai 1786 als viertes Kind einer Bauernfamilie im Dorf Dardilly nahe Lyon. Hier wuchs er in eine bäuerliche Frömmigkeit hinein, zu der eine intensive Verehrung der Gottesmutter gehörte. Zudem wurde er in einem Klima groß, das durch die Kirchenfeindlichkeit der französischen Revolution geprägt war. Priester, die den Eid auf die neue Verfassung verweigerten, feierten in seinem Elternhaus heimlich Messen. Die erste heilige Kommunion empfing er geheim hinter verschlossenen Läden.

Vielleicht entstanden aus dieser Erfahrung in der Untergrundkirche heraus Vianneys Frömmigkeit und sein Wunsch, Priester zu werden. Der Pfarrer im Nachbarort Ecully, Abbe Balley, nahm ihn als Schüler an und vermittelte ihm seine asketische Lebensweise mit langen Fastenzeiten. Balley half Vianney auch nach dessen Aufnahme ins Priesterseminar.

Asketischer Eifer
Im Alter von 29 Jahren erhielt Vianney die lang ersehnte Priesterweihe, durfte aber zunächst nicht die Beichte hören. Er wurde Vikar bei Abbe Balley in Ecully. Zusammen beteten sie und praktizierten - für moderne Menschen schwer nachvollziehbar - Bußübungen mit Geißeln und rauen Gewändern. Manche Übertreibungen beurteilte er später selbstkritisch als "jugendliche Torheiten".

Andererseits verschärfte er seinen asketischen Eifer, als er nach dem Tod Balleys Pfarrer im 30 Kilometer von Ecully liegenden Ars wurde. Vianney aß wenig, schlief auf dem Boden, trug zerschlissene Kleidung. Die von der Schlossherrin von Ars gestellten Möbel schickte er zurück. Dagegen ließ er die heruntergekommene Pfarrkirche reparieren.

Mit den Einwohnern von Ars, die im Zuge der Revolution vom kirchlichen Leben entfremdet waren, pflegte er einen harten, aber herzlichen Umgang. So hielt er einmal Frauen vor, angeblich nichts den Armen geben zu können, zugleich aber doch noch Geld für "Spitzenhandtücher" und "Ohrgehänge" ihrer Töchter übrig zu haben.  Mit heiligem Zorn bekämpfte er den Tanz, der "doch der Strick ist, an dem der Teufel unzählige Seelen in die Hölle zieht". Wirtshäuser waren dem Abbe angesichts des reichlich fließenden Alkohols eine "Werkstatt des Teufels". Auch die Sonntagsarbeit war ihm ein Dorn im
Auge: "Wenn ich Leute sehe, die am Sonntag fuhrwerken, denke ich mir, dass sie ihre Seele in die Hölle fuhrwerken."

Ruf als Beichtvater
Der Kampf gegen das Böse und den Teufel war eine bestimmende Triebkraft des Heiligen. Er selbst hörte nachts klopfende Geräusche und wertete dies als Versuchung des Satans, ihn aus der Bahn zu werfen. In Ars baute der Pfarrer eine Mädchenschule sowie ein Internat für Straßenkinder; er selbst rührte den Mörtel an.

Noch mehr als dieses karitative Engagement übte sein Ruf als Beichtvater eine große Anziehungskraft aus. Bis zu 14 Stunden am Tag soll er die Beichte gehört haben. Ab 1827 kamen jährlich 20.000 Menschen in das kleine Dorf, später bis zu 120.000. Mehrmals versuchte Vianney, sich in ein kontemplatives Leben zu flüchten, wurde aber von seiner Gemeinde stets zurückgehalten. Die Strapazen blieben nicht ohne Wirkung: Am 4. August 1859 starb er völlig entkräftet im Alter von 73 Jahren.