Rasmussen wird neuer NATO-Generalsekretär

Umstrittener neuer Chef

Anders Fogh Rasmussen entging einer Niederlage nur äußerst knapp. Erst nach zähem Ringen wurde der damalige dänische Ministerpräsident beim NATO-Gipfel Anfang April zum künftigen Generalsekretär der Allianz ernannt. Am Samstag übernimmt Rasmussen die Nachfolge von NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer.

Autor/in:
Mey Dudin
 (DR)

Der 56-Jährige war auf heftigen Widerstand der Türkei gestoßen. Schließlich lenkte Ankara ein. Eine seiner wichtigsten Aufgaben wird es sein, das neue strategische Konzept des Militärbündnisses zu erarbeiten.

Die Türkei stand Rasmussen wegen dessen Haltung im Streit um die Mohammed-Karikaturen 2005 ablehnend gegenüber. Der dänische Regierungschef hatte die in einer dänischen Zeitung veröffentlichten Karikaturen damals mit Verweis auf die Pressefreiheit verteidigt. Für erheblichen Unmut sorgte in Ankara auch die dänische Duldung des kurdischen Fernsehsenders Roj TV, dem die türkische Regierung die Verbreitung von Rebellen-Propaganda vorwirft. Argwohn unter Muslimen hatte Rasmussen bereits wegen seiner uneingeschränkten Unterstützung des "Kriegs gegen den Terror" von Ex-US-Präsident George W. Bush geweckt.

"Vom Sozialstaat zum Minimalstaat"
Rasmussen wurde am 26. Januar 1953 als Sohn eines jütländischen Bauern im dänischen Ginnerup geboren. 1972 machte er sein Abitur an der Viborg Kathedral. Während seines Wirtschaftsstudiums in Arhus übernahm er den Vorsitz der liberalen Jugendorganisation. Vier Jahre später wurde er 1978 für die rechtsliberale Partei Venstre erstmals in das dänische Parlament, den Folketing, gewählt. Nach dem Studium war Rasmussen auch als Berater der Dänischen Vereinigung für kleine und mittlere Unternehmen tätig. Von 1987 bis 1990 war er in der konservativen Regierung von Poul Schlüter als Minister für die Steuerpolitik, und später bis 1992 für die Wirtschaftspolitik zuständig.

1998 übernahm er die Führung seiner Partei. Der Wirtschaftsliberale rückte seine Partei in die rechte Mitte, zeigte sich aber auch als Verteidiger sozialstaatlicher Errungenschaften. Nach den Parlamentswahlen wurde Rasmussen im November 2001 zum Regierungschef ernannt. Seitdem wird Dänemark von einer Minderheitsregierung aus Liberaler Partei und Konservativer Volkspartei regiert, die bisher parlamentarisch von der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei gestützt wurde.

Der 56-Jährige hat einige Bücher veröffentlicht, darunter die Titel "Showdown mit dem Steuersystem" und "Vom Sozialstaat zum Minimalstaat". Rasmussen ist verheiratet und hat drei Kinder.