Lea Ackermann kritisiert Flatrate-Bordelle

"Entfesselte Frauenerniedrigung"

Der Verein gegen Sextourismus und Menschenhandel "Solwodi" hat scharfe Kritik an sogenannten Flatrate-Bordellen geäußert, die mit Sex nach Belieben zum Festpreis werben. "Das ist das absolut Entwürdigendste, was auf dem Markt ist".

 (DR)

Das sagte Solwodi-Chefin Lea Ackermann im domradio-Interview. Die Frauen würden wie Essen und Trinken vermarktet und konsumiert. Das sei nichts anderes als "entfesselte Frauenerniedrigung". Am Sonntag waren Flatrate-Bordelle in Wuppertal, Schönefeld bei Berlin, Heidelberg und Fellbach bei Stuttgart durchsucht worden.

Die beiden Etablissements in Baden-Württemberg wurden geschlossen. Sie bezweifle, dass Frauen freiwillig in solchen Bordellen arbeiteten, sagte Ackermann. Die meisten Frauen stammten aus Ländern wie Rumänien und Bulgarien und seien kaum in der Lage, ihren eigenen Lebensunterhalt und den ihrer Familien abzusichern. Viele seien angesichts mangelnder Deutschkenntnisse nicht fähig, Verträge mit Bordellbetreibern zu lesen, sagte Ackermann in einem Interview mit der «Neuen Osnabrücker Zeitung» .

Flatrate-Tarife für die sexuelle Ausbeutung von Prostituierten seien eine zu erwartende Folge des 2002 in Kraft getretenen Prostitutionsgesetzes (ProstG), das die freiwillig ausgeübte Prostitution legalisierte und herkömmlichen Dienstleistungen gleichstellte."

Solwodi steht für «Solidarity with women in Distress» (Solidarität mit Frauen in Not). Die überparteiliche und überkonfessionelle Organisation mit Sitz im rheinland-pfälzischen Boppard hilft Opfern von Zwangsprostitution. 

Lea Ackermann †

Die Frauenrechtlerin und katholische Ordensschwester Lea Ackermann ist tot. Die 86-Jährige starb am 31. Oktober 2023 in einem Trierer Krankenhaus, teilte der von ihr gegründete Verein Solwodi in Koblenz mit. 

Für ihren unermüdlichen Einsatz gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution erhielt Schwester Dr. Lea Ackermann zahlreichen Ehrungen – unter anderem den Romano-Guardini-Preis und das Große Bundesverdienstkreuz. 1985 gründete sie die Organisation SOLWODI ("SOLidarity with WOmen in DIstress" – Solidarität mit Frauen in Not) in Mombasa/Kenia.

Lea Ackermann / © Thomas Frey (dpa)
Lea Ackermann / © Thomas Frey ( dpa )