Die Franziskaner auf dem Kreuzberg züchten wieder Bernhardiner

Verkuppeln im Kloster

"Süß", "putzig", "niedlich" - Worte, die Franziskaner-Bruder Johannes Matthias Tumpach seit Mai nun jeden Tag hört. Damals zog Hugo aus Bamberg ins Kloster Kreuzberg, ein paar Wochen später folgte Rana aus Wetzlar. "Nun wollen wir schauen, dass wir sie zusammenbringen", sagt Bruder Johannes Matthias, während sich Hugo und Rana vor seinen Füßen gemeinsam vergnügen. Die beiden Bernhardiner sollen die Zuchttradition auf dem heiligen Berg der Franken wiederbeleben.

Autor/in:
Christian Wölfel
 (DR)

«Früher hatte jedes Franziskaner-Kloster Bernhardiner», erklärt Bruder Johannes Matthias. Heute dagegen sei der Zwinger auf dem Klostergelände direkt neben der Gaststätte samt ihrer berühmten Klosterbrauerei der letzte in einer deutschen Niederlassung des Ordens. Jahrelang hüteten Weibchen Chrissy und Rüde Bennie die Herren auf dem heiligen Berg. Doch als das Männchen im Frühjahr starb, brauchte seine Dame einen neuen Gefährten. Deshalb kauften die Mönche dann Hugo.

Es war ein gewagtes Experiment: Würde Chrissy den jungen Hund annehmen? Sie tat es. Und da das Kloster schon früher eine bekannte und erfolgreiche Bernhardiner-Zucht hatte, wollten die Franziskaner diese wiederbeleben. Deshalb kam auch noch Rana hinzu. 800 bis 1.200 Euro kostet ein Bernhardiner-Welpe, wie der Bruder berichtet. «Wir haben sie extra aus Züchtungen gekauft, bei denen Eltern und Großeltern keine für die Rasse typische Hüftschäden hatten.»

Benannt sind die Bernhardiner nach dem Hospiz auf dem Großen Sankt Bernhard in der Schweiz, das Mitte des 11. Jahrhunderts gegründet wurde. Dort sollen die Hunde ab dem 17. Jahrhundert die Augustiner-Chorherren unterstützt haben. Bekannt wurden sie als Lawinenhunde, vor allem durch Barry, der angeblich mehr als 40 Menschen das Leben gerettet haben soll.

Auch wenn im vergangenen Winter auf dem Kreuzberg reichlich Schnee lag, werden sie diese Aufgabe in der Rhön nicht übernehmen, wie Bruder Johannes Matthias betont. Denn die Rasse eigne sich durch die Zucht schon lange nicht mehr für einen solchen Job. Mittlerweile hätten Schäferhunde die deutlich bessere Nase, weiß der Ordensmann. Ebenso wenig werden Hugo und Rana das berühmte Schnapsfässchen um den Hals tragen.

Dafür scheuchen sie nun jeden Tag den früheren Klosterbraumeister Ludwig Klebl über den heiligen Berg. Denn als Pensionär hat er Zeit und die Hunde ins Herz geschlossen. Geduld braucht es auch, bis die Mönche wohl die ersten Welpen von Rana und Hugo verkaufen können. «Wir wollen nichts überstürzen», meint Bruder Johannes Matthias. Erst in eineinhalb bis zwei Jahren wird sich zeigen, ob die Kuppelei der Franziskaner erfolgreich war.