Adoption: Union kritisiert Vorstoß von Bundesjustizministerin Zypries

Neue, alte Debatte

Der Vorstoß von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) zur Gleichstellung homosexueller Paare beim Adoptionsrecht stößt in der Union auf Widerstand. "Es geht bei dem Vorschlag allein um die Selbstverwirklichung von Lesben und Schwulen und nicht um das Wohl der Kinder", sagte der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU), der "Süddeutschen Zeitung". Unterstützung erhielt Zypries dagegen von FDP, Linken und Grünen.

 (DR)

Die Justizministerin hatte am Donnerstag gefordert, auch homosexuellen Paaren die Adoption von Kindern zu ermöglichen. Bislang steht der Weg der Adoption nur einem Partner in der Beziehung offen. Zypries beruft sich auf eine Studie, derzufolge Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften genauso gut aufwachsen wie in heterosexuellen Beziehungen.

«Es gibt auch andere wissenschaftliche Erkenntnisse», widersprach Kauder. «Volles Adoptionsrecht für Schwule und Lesben widerspricht den Interessen von Kindern.»

Der CSU-Rechtsexperte Norbert Geis sagte der «Bild»-Zeitung, eine solche Adoption wäre nicht zum Wohle des Kindes. «Das Kind braucht Vater und Mutter als Bezugsperson und nicht Vater und Vater - gerade als Adoptivkind!»

Der Generalsekretär der CSU, Alexander Dobrindt, warf Zypries vor, das Thema zu instrumentalisieren. Es mache stutzig, dass sie die Studie jetzt aus dem Hut zaubere, zitierte die «Süddeutschen Zeitung» Dobrindt. Die Adoption sei ein «zu sensibles Thema, um damit Wahlkampf zu machen».

In den Reihen von CDU und CSU sprach sich lediglich der «Verband der Lesben und Schwulen in der Union» für den Vorschlag der Justizministerin aus. «Wir sind selbstverständlich dafür, dass gleichgeschlechtliche Paare das volle Adoptionsrecht erhalten», sagte Verbandssprecher Dirk Braitschink der «Frankfurter Rundschau». Er sei zuversichtlich, dass sich die Union in dieser Frage bewegen werde.

Unterstützung für Zypries kam auch von den Oppositionsparteien im Bundestag. Die FDP-Familienexpertin Ina Lenke erklärte nach Angaben der «Süddeutschen Zeitung», bei einer Koalition mit der Union wären «dicke Bretter» zu bohren. Die Zeit sei überreif, homosexuellen Paaren mehr Rechte zu geben. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, kritisierte in der Zeitung, das Familienbild der Union sei «rückständig und realitätsfremd». Der Abgeordnete der Linken, Lutz Heilmann, sagte dem Blatt: «Dass Kinder am besten in einer Mann-Frau-Beziehung aufgehoben sind, ist mittelalterlich.»