Tausende Experten diskutieren bis Mittwoch in Südafrika

Kampf gegen Aids in Zeiten der Wirtschaftskrise

Im südafrikanischen Kapstadt hat die fünfte Konferenz der Internationalen Aidsstiftung begonnen. Tausende Wissenschaftler und Ärzte aus aller Welt diskutieren bis Mittwoch über neue Chancen im Kampf gegen Aids. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, warnt im domradio-Interview vor einem nachlassenden Engagement im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit aufgrund der Wirtschaftskrise.

 (DR)

Der größte Teil der Aids-Medikamente und Tests in den ärmsten Ländern werde aus Spenden von Regierungen, Stiftungen, Firmen und Organisationen finanziert, erklärte UNICEF-Deutschland am Sonntag in Köln zum Auftakt der internationalen Aids-Konferenz im südafrikanischen Kapstadt. "Sollten diese Mittel gekürzt werden und dadurch Therapien unterbrochen werden, hätte dies lebensbedrohliche Folgen", mahnte Regine Stachelhaus von UNICEF Deutschland.

Vor allem die Diagnose und die medizinische Versorgung von HIV-infizierten Schwangeren, Neugeborenen und Kleinkindern müssten sichergestellt werden, forderte das Hilfswerk. Untersuchungen zeigten, dass die Überlebenschancen der Kinder "dramatisch steigen", wenn die Infektion frühzeitig entdeckt werde und sie frühzeitig medizinische Hilfe erhielten. Aber noch immer würden weniger als zehn Prozent der Babys von HIV-positiven Müttern in Entwicklungs- und Schwellenländern frühzeitig getestet. Laut UNICEF betragen die Kosten für den Test eines Babys und eine einjährige medizinische Behandlung rund 50 Euro.

Mittel zur Erforschung von Aids-Impfstoffen rückläufig
Die Mittel zur Erforschung von Impfstoffen gegen Aids sind erstmals seit dem Jahr 2000 geschrumpft. Insgesamt seien 2008 weltweit 868 Millionen US-Dollar investiert worden, zehn Prozent weniger als im Jahr zuvor, teilte die UN-Organisation UNAIDS am Montag in Kapstadt mit. Der Einbruch sei vor allem auf die globale Wirtschaftskrise zurückzuführen. Die Impfmittel-Forschung wird zu 85 Prozent aus öffentlichen Geldern finanziert.

Allerdings zeige sich auch eine Verschiebung der Forschungsschwerpunkte. So legten etwa Investitionen in die Erforschung von Vorsorge-Präparaten wie Gels und Zäpfchen um acht Prozent auf 244 Millionen US-Dollar zu. UNAIDS-Geschäftsführer Michel Sidibé betonte jedoch, dass die größte Hoffnung zur Beendung der Aids-Epidemie nach wie vor in der Erforschung von Impfstoffen liege.

Die Daten stammen aus dem Bericht einer Arbeitsgruppe, die seit 2000 Investitionen in die Aidsforschung festhält. An der Gruppe sind neben UNAIDS mehrere Nichtregierungsorganisationen beteiligt.

In Südafrika sterben täglich rund 1.000 Menschen an Aids
Rund 5.000 Wissenschaftler und Ärzte aus aller Welt diskutieren bis Mittwoch im südafrikanischen Kapstadt über neue Chancen im Kampf gegen Aids. Nach Angaben der Vereinten Nationen leben rund zwei Drittel der weltweit 33 Millionen Aidskranken im Afrika südlich der Sahara. In Südafrika sterben täglich rund 1.000 Menschen an der Krankheit.

Die Internationale Aids-Gesellschaft wurde 1988 gegründet und hat ihren Sitz in Genf. Sie organisiert auch die Welt-Aids-Konferenz, die das nächste Mal 2010 in Wien stattfindet.

Lesen Sie hier ein Interview mit Stefan Hippler, dem Pfarrer der deutschsprachigen römisch-katholischen Gemeinde in Kapstadt, aus der domradio.de-Reihe "Mein Sommer.