Papst fordert Ende der Gewalt im Irak nach erneuten Anschlägen

"Bekehrung der Herzen der Gewalttäter"

Die Gewalt gegen Christen im Irak hält weiter an. Nach den Anschlägen vom Wochenende war am Montag erneut eine Kirche Ziel der Angriffe. In der nördlichen Region Mossul wurden dabei drei Kinder verletzt. Papst Benedikt XVI. forderte umgehend ein Ende der Gewalt.

 (DR)

Er bete um eine "Bekehrung der Herzen der Gewalttäter", zitierte die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" (Dienstag) aus einer Botschaft des Papstes an den Patriarchen von Bagdad, Emmanuel III. Delly. Benedikt XVI. mahnte die irakische Regierung, sich für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Gesellschaftsgruppen einzusetzen.

Am Montagmorgen waren im nordirakischen Mossul drei Kinder durch einen Sprengsatz verletzt worden. Die Bombe detonierte laut "Osservatore" zwischen einer Kirche und einer Moschee.

Vier Tote am Sonntag
Nach den jüngsten Anschlägen auf Kirchen im Irak mahnt die Gesellschaft für bedrohte Völker mehr Hilfe für Christen in der Krisenregion an. Islamisten legten es darauf an, die höchstens noch 100.000 assyro-chaldäischen Christen aus Iraks Hauptstadt Bagdad zu vertreiben, erklärte der Nahostreferent der Organisation, Kamal Sido, am Montag in Göttingen.

Bei insgesamt sieben Bombenanschlägen auf Kirchen im Irak sind am Sonntagabend Medienberichten zufolge mindestens vier Menschen getötet und über vierzig teilweise schwer verletzt worden.

Unterdessen wurde bekannt, dass ebenfalls am Sonntag der US-amerikanische Botschafter im Irak, Christopher Hill, knapp einem Anschlag entgangen ist. Das Bombenattentat wurde verübt, als der Konvoi des Botschafters durch die Provinz Si Kar im Süden fuhr. Auch andere US-Diplomaten waren den Angaben der Botschaft zufolge mit dem Konvoi unterwegs, sie blieben alle unverletzt. Hill vertritt seit Anfang April die USA in Bagdad.

Kirche in Not fordert Zukunftsperspektive
Wie das katholische Hilfswerk "Kirche in Not" am Montag mitteilte, ereignete sich am Wochenende die heftigste Explosion vor der chaldäischen Marienkirche in Bagdad. Dort detonierte eine Autobombe, als Christen die Kirche nach der Abendmesse verließen. Dabei wurden den Angaben zufolge vier Menschen getötet und etwa dreißig verletzt. Bei sechs weiteren Anschlägen auf Kirchen im Großraum Bagdad seien dutzende weiterer Menschen verletzt worden, einige Kirchen seien ausgebrannt.

Für Christen müsse es "endlich eine tragfähige Zukunftsperspektive im eigenen Herkunftsland" geben, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker weiter. In Schreiben an die Regierungen der EU-Staaten, Kanadas und der USA habe man Ansiedlungsprojekte für christliche Flüchtlinge gefordert, hieß es. Zusätzlich sollten die EU-Staaten sich bereit erklären, größere Kontingente christlicher Irak-Flüchtlinge aufzunehmen.

Nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation sind aus der Fünf-Millionen-Metropole Bagdad seit 2003 mehr als drei Viertel der dort ansässigen rund 400.000 Christen geflohen: "Viele wagten es kaum noch, einen Gottesdienst zu besuchen oder ihre Kinder auf eine christliche Schule zu schicken." Im Irak leben dem Hilfswerk "Kirche in Not" zufolge noch etwas mehr als eine halbe Million Christen.