Der Weltbevölkerungstag wirft grundsätzliche Fragen auf

Sind acht Milliarden zuviel?

Die Zeit läuft. Voraussichtlich im Jahr 2012 wird die Weltbevölkerung erstmals die magische Zahl von sieben Milliarden Menschen übertreffen - und ein gutes Jahrzehnt später könnte bereits die Acht-Milliarden-Marke fallen. Während in vielen industrialisierten Staaten, darunter Deutschland, die Bevölkerung rückläufig ist, steigt sie in den meisten armen Ländern des Südens weiter an. Mancherorts explodiert sie sogar förmlich. Ein Beispiel ist Uganda.

Autor/in:
Joachim Heinz
 (DR)

Ugandas Einwohnerzahl soll sich laut Prognosen bis 2050 verdreifachen. An die Probleme, die mit diesem rasanten Wachstum verbunden sind, erinnern die Vereinten Nationen mit dem Weltbevölkerungstag am Samstag.

In diesem Jahr steht vor allem die Situation von Frauen in Entwicklungsländern im Mittelpunkt. Eine bessere Gesundheitsversorgung sowie der Zugang zu mehr Bildung könne sowohl Geburtenrate als auch Müttersterblichkeit in diesen Staaten entscheidend senken, betonte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon im Vorfeld. Erwerbstätige Frauen bekämen im allgemeinen weniger, dafür aber gesündere Kinder und hätten eine sicherere Geburt. Gleichzeitig ließen sich auf diese Weise insgesamt mehr als zehn Milliarden Euro zusätzlich erwirtschaften.

Damit es zumindest theoretisch dazu kommen kann, sind nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DWS) in Hannover weitere Investitionen vonnöten. Allein für dringend erforderliche Gesundheitsprogramme seien im kommenden Jahr umgerechnet rund 49 Milliarden Euro zu veranschlagen. Zum Vergleich: Bei der Weltbevölkerungskonferenz in der ägyptischen Hauptstadt Kairo 1994 wurde für 2010 lediglich ein Bedarf von 15,5 Milliarden Euro ausgewiesen. Angesichts der aktuellen Finanzkrise, so fürchtet DWS-Sprecherin Julia Jakob, dürfte die Freigiebigkeit der Industrienationen allerdings eher sinken als zunehmen.

Hinzu kommt, dass konkrete Eingriffe in die Familienplanung nicht nur vor dem jeweiligen kulturellen Hintergrund der betroffenen Staaten umstritten sind. Auch die katholische Kirche, in der Entwicklungshilfe weltweit ein wichtiger Akteur, steht Maßnahmen wie der Verteilung von Kondomen oder dem freien Zugang zu empfängnisverhütenden Mitteln ablehnend gegenüber. Trotzdem: «Die Gesundheit schonende und ethisch unbedenkliche Wege in diesem Bereich zu ermöglichen, wird weiterhin eine wichtige Aufgabe bleiben», sagt etwa der Gesundheitsexperte von Misereor, Alexander Lohner.

In Uganda versucht das Hilfswerk, Paare über entsprechende Maßnahmen aufzuklären und die Position von Frauen in Partnerschaft und Ehe zu stärken. Gerade in abgelegenen Regionen des Landes hätten diese so gut wie keine Entscheidungsmöglichkeiten in Fragen der Familienplanung, erläutert Misereor-Abteilungsleiterin Dorothee Klüppel. Die Folge: Die Frauen seien häufigen Schwangerschaften, aber auch Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten ausgesetzt. Mit sogenannten Gender-Programmen will Misereor zu einem Wandel im Rollenverständnis von Mann und Frau beitragen. Inwiefern diese und andere Initiativen angesichts des fortschreitenden Bevölkerungswachstums erfolgreich sind, wird die Zukunft zeigen. Die Zeit läuft jedenfalls.