Neue Proteste in Chinas Uiguren-Region

Gestreckte Fäuste und Tränen

In Chinas Uiguren-Region Xinjiang sind nach den blutigen Ausschreitungen vom Sonntag erneut Proteste ausgebrochen. Rund 200 Frauen demonstrierten gegen die Verhaftung ihrer Männer und Kinder. Journalisten wurden zu Augenzeugen - auch der erneut brutalen Niederschlagung.

 (DR)

Wie Journalisten berichten, blockierten rund 200 Frauen der ethnischen Minderheit der Uiguren am Dienstag eine Straße in der Hauptstadt Ürümqi, um gegen die Verhaftung ihrer Männer und Kinder zu demonstrieren.

Nach den Unruhen am Sonntag hatten die lokalen Behörden einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge 1.434 Verdächtige festgenommen, mindestens 156 Menschen seien ums Leben gekommen.

Die neuen Proteste spielten sich in Anwesenheit von Journalisten ab, die sich von Offiziellen durch die Stadt führen ließen. Laut Augenzeugen streckten die aufgebrachten Frauen ihre Fäuste in die Höhe und weinten. Militärpolizisten hätten die Menge mit Stöcken zurückgedrängt. Die Proteste endeten, als sich die Frauen nach rund anderthalb Stunden in ein Marktgelände zurückzogen.

Seit Jahren immer wieder Proteste
Der Parteisekretär der Stadt Ürümqi, Li Zhi, bestätigte die Proteste am Dienstag auf einer Pressekonferenz vor in- und ausländischen Journalisten. Xinhua meldete, in mehreren Stadtteilen sei "Chaos" ausgebrochen. Läden seien geschlossen worden. Han-Chinesen hätten sich mit Eisen- und Holzstöcken zur Selbstverteidigung versammelt und seien dabei mit Uiguren aneinandergeraten.

Auslöser für die Proteste am Sonntag waren blutige Auseinandersetzungen zwischen han-chinesischen und uigurischen Arbeitern in einer Spielzeugfabrik in Chinas südlicher Provinz Guangdong am 26. Juni. Bei den Zusammenstößen starben zwei Uiguren. Vorausgegangen war ein im Internet verbreitetes Gerücht, wonach Uiguren chinesische Arbeiterinnen vergewaltigt haben sollen.

In der autonomen Region Xinjiang kommt es seit Jahren immer wieder zu Protesten. Viele Angehörige der ethnische Minderheit der Uiguren fühlen sich von den Han-Chinesen sozial und wirtschaftlich diskriminiert. Etwas weniger als die Hälfter der 20 Millionen Bewohnern Xinjiangs sind Uiguren.