Das Bistum Magdeburg bemüht sich um Schadensbegrenzung

Millionen-Defizit bei der Gero AG

Nach der Wende von 1989 gründete das Bistum Magdeburg ein Siedlungswerk. Wie fast jede andere Diözese in Deutschland. Anfang des neuen Jahrtausends weitete das Magdeburger Werk seine Tätigkeit massiv aus, wurde zur Aktiengesellschaft Gero AG - bis heute alles andere als eine Erfolgsgeschichte, wie die Bistumsverantwortlichen nun eingestehen müssen. Die Rede ist von Verlusten im Bereich eines "höheren zweistelligen Millionenbetrages".

Autor/in:
Birgit Wilke
 (DR)

Das Bistum Magdeburg will klare Verhältnisse. Das wirtschaftliche Engagement seiner Gero AG, die überwiegend in Immobiliengeschäften tätig ist, sei gründlich misslungen, erklärt Generalvikar Raimund Sternal. Er spricht von hohen Verlusten, die vermutlich einen höheren zweistelligen Millionenbetrag ausmachten.



Jetzt bemüht sich das Bistum nach Angaben Sternals um eine grundlegende Neustrukturierung des zu 100 Prozent in seinem Besitz befindlichen Unternehmens. In den vergangenen Jahren hatte die Gero AG ihre Geschäftsfelder immer mehr ausgeweitet. Nun soll sie sich nur noch um bistumseigene Immobilien und Beteiligungen sowie um Dienstleistungen kümmern.



Zur Vorgeschichte: Nach der Wende von 1989 gründete das Bistum Magdeburg ein Siedlungswerk, wie es fast jede andere Diözese in Deutschland hat. Zu tun gab es jede Menge: Schulen und Kindergärten entstanden, viele Kirchen und Gemeinderäume waren zu sanieren. Ein Großprojekt war der Wiederaufbau des Klosters Helfta bei Eisleben aus Ruinen. Ende der 90er Jahre konnten dort unter dem damaligen Bischof Leo Nowak wieder Zisterzienserinnen feierlich einziehen. Auch die Huysburg bei Halberstadt, ein Benediktinerkloster, wurde restauriert.



Entscheidende Weichenstellung Anfang 2002

Eine entscheidende Weichenstellung geschah Anfang 2002: Unter dem damaligen Geschäftsführer Norbert Diehl weitete das Siedlungswerk seine Tätigkeit massiv aus. Unter dem Namen Gero AG wurde eine Aktiengesellschaft gegründet, die durch eine wachsende Zahl von Tochterfirmen ergänzt wurde. Fortan engagierte sich die Unternehmensgruppe auch bei erneuerbaren Energien und in der Biotechnologie. Zudem betrieb sie Finanzgeschäfte. Dieses Engagement wurde nicht mit der hinreichenden Professionalität betrieben, meint Sternal heute.



Konkret beteiligte sich das Unternehmen unter anderem im Biopark Gatersleben, der auch grüne Gentechnik einsetzt. Das einstige Vorzeigeprojekt des Landes entwickelte sich indes zum Sorgenkind:

Vor allem durch erheblichen Leerstand geriet es in die roten Zahlen.



Eine Tochter des Unternehmens wurde Bauherrin eines weiteren Prestigeprojekts. Das im Stadtzentrum vom Künstler Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) geplante Wohn- und Geschäftshaus "Grüne Zitadelle" entwickelte sich zu einem Besuchermagnet und blieb zunächst trotzdem defizitär. Schon damals kritisierten auch hochrangige Vertreter des Bistums das Engagement der Gero AG in einem solchen touristischen Segment.



Erste Konsequenzen zog der 2005 geweihte Bischof Gerhard Feige bereits im darauf folgenden Jahr. Externe Prüfer bewerteten das Unternehmen, es wurde ein Szenario entwickelt und teilweise umgesetzt, bei dem Tochterunternehmen abgestoßen werden. Es habe sich gezeigt, dass die Gero AG in verschiedenen Bereichen nicht mit kirchlichen Interessen übereinstimmte, betont Sternal. So wurde 2008 eine Tochtergesellschaft verkauft, die im Bereich Finanzdienstleistungen tätig war.



Schwierig gestaltet sich dagegen der Rückzug aus anderen Projekten.

So erklärte das Bistum ebenfalls im vergangenen Jahr, dass es seine Beteiligung an grüner Gentechnik aufgeben wolle. Ein kurzfristiges Ausscheiden aus diesem Engagement sei vertraglich aber nicht möglich, so Pressesprecher Thomas Lazar.



Einen Neubeginn versuchte die Bistumsleitung auch personell. Seit einem Jahr gibt es mit Frank Meyer einen neuen Alleinvorstand, unter anderen gegen den früheren Geschäftsführer ist ein Verfahren anhängig.



Das durch die Misswirtschaft entstandene Defizit kann das Bistum, das selbst einen Jahreshaushalt von rund 30 Millionen Euro aufweist, noch nicht genau beziffern. Sternal versichert jedoch, dass "Gelder im Eigentum der Kirchengemeinden nicht betroffen" seien. Die Bistumsleitung bedauert nach seinen Worten die Fehlentwicklungen der Vergangenheit zutiefst. Künftig werde sie auf Transparenz und Kontrolle der wirtschaftlichen Aktivitäten achten, versichert der Generalvikar.