Islamkonferenz beendet - Dialog soll fortgesetzt werden

Ein Hoch auf die Streitkultur

Nach der vorerst letzten Sitzung der Deutschen Islamkonferenz streben die Teilnehmer eine Fortsetzung des Dialogs an. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wertete die von ihm auf den Weg gebrachte Veranstaltung am Donnerstag als Erfolg. "In den vergangenen drei Jahren haben wir das Verhältnis von Staat und Muslimen in Deutschland grundlegend verändert und einen Prozess der Integration auf den Weg gebracht", sagte er. Dr Vorsitzende des Koordinierungsrats der Muslime (KRM), Ayyub Axel Köhler, betonte, auch der Dialog der Muslime untereinander habe sich verbessert.

Autor/in:
Christoph Scholz
Islam-Konferenz: Integrationsprobleme gemeinsam angehen (DR)
Islam-Konferenz: Integrationsprobleme gemeinsam angehen / ( DR )

Das Gremium verabschiedete bei seinem vierten Treffen in der Berliner Kulturstätte Hamburger Bahnhof eine Reihe von Empfehlungen, die Hilfen bei alltäglichen Problemen des Zusammenlebens bieten sollen. Im Mittelpunkt standen die muslimischen Schüler und der Umgang mit Klassenfahrten, dem Sport- und Schwimmunterricht oder mit dem Kopftuch in der Schule. Angestrebt wird hier eine engere Zusammenarbeit von Schulen und Eltern, die etwa darauf achten müssen, dass Kopftuchträgerinnen nicht ausgegrenzt werden oder dass Voraussetzungen für die Teilnahme von Musliminnen am Sport- und Schwimmunterricht sowie an Klassenfahrten geschaffen werden.

Bei früheren Tagungen hatte sich das Gremium unter anderem für die Einführung von regulärem islamischem Religionsunterricht an deutschen Schulen ausgesprochen und über die notwendigen Rahmenbedingungen beraten. Vor der abschließenden Sitzung hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Mitglieder der Islamkonferenz zum Gespräch im Bundeskanzleramt empfangen.

Schäuble sagte: »Die Konferenz setzt ein deutliches Zeichen, dass Muslime in Deutschland angekommen und aufgenommen und damit ein Teil Deutschlands geworden sind.« Ein Erfolg sei auch, dass die Vielfalt der vier Millionen in Deutschland lebenden Muslime in der Öffentlichkeit mittlerweile stärker zur Kenntnis genommen werde. Der Dialog müsse über das Ende der Legislaturperiode hinaus weitergehen. Auch die »ermutigenden Signale der Vertreter der deutschen Muslime« zeigten, »dass die Deutsche Islamkonferenz fortgesetzt werden muss«, sagte der Innenminister. Dabei räumte er ein, dass noch lange nicht alle Probleme gelöst seien.

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, sagte: »Durch die Islamkonferenz ist es vor allem auch für die Öffentlichkeit sehr viel klarer geworden, wie differenziert, wie unterschiedlich der Islam eigentlich ist.« Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religionen (DITIB) sprach von einem »guten Schritt nach vorn«.

Die Soziologin und Autorin Necla Kelek lobte zwar die Konferenz, sprach sich aber für eine Fortführung ohne die organisierten Muslimverbände aus. Es habe sich gezeigt, »dass man mit den organisierten Islamverbänden keinen Dialog führen kann, weil sie verschlossen sind, weil sie nur gekommen sind, um ihr Recht abzuholen, nämlich ihr Recht auf Körperschaft des öffentlichen Rechts, und weil sie einen politischen Islam im Hinterkopf haben«. Kelek, die der Konferenz selbst angehört, rät deshalb »dringend, dass wir einen Sachverständigenrat mit reformfreudigen Theologen gründen, mit dem man arbeiten kann«.

Auch der Islamrat begrüßte die Konferenz zwar grundsätzlich, lehnte jedoch die Schlussfolgerungen im Bereich der Sicherheit ab. Nach Meinung der Organisation basieren die Empfehlungen auf einen Präventionsansatz, »der Muslime ohne konkreten Anlass als potenziell gefährlich einstuft«.