50 Jahre nach der Antrittsvorlesung Ratzingers in Bonn - Jesuitentheologe im Interview

"Nichts an Aktualität verloren"

Vor fünfzig Jahren, am 24. Juni 1959, hielt Joseph Ratzinger seine Antrittsvorlesung als Ordinarius für Fundamentaltheologie an der Universität Bonn. Sie trug den Titel "Der Gott des Glaubens und der Gott der Philosophen.
Ein Beitrag zum Problem der theologia naturalis". Die Überlegungen des damals 32jährigen Theologen Joseph Ratzinger hätten auch fünfzig Jahre später nichts von ihrer Aktualität verloren, sagt der deutsche Jesuitentheologe Hans Waldenfels im domradio-Interview.

In jungen Jahren: Prof. Joseph Ratzinger (KNA)
In jungen Jahren: Prof. Joseph Ratzinger / ( KNA )

Waldenfels war von 1977 bis 1997 als zweiter Nachfolger Joseph Ratzingers Professor für Fundamentaltheologie an der Universität Bonn. In seiner Bonner Antrittsvorlesung habe Ratzinger eine Thematik angesprochen, die sein theologisches Schaffen bis heute wie ein roter Faden durchziehe. Heute werde allerdings auch deutlich, dass sich das Fragefeld gegenüber der Situation vor fünfzig Jahren "in hohem Maße geweitet" habe. "50 Jahre nach Ratzingers Bonner Antrittsvorlesung lässt sich die Welt nicht mehr einfach auf das Gegensatzpaar oder die Komplementarität von griechischem und biblischem Erbe reduzieren", schreibt Waldenfels in einem Beitrag für das "Münsteraner Forum für Theologie und Kirche".

Bei dem Problem der Verständlichkeit der christlichen Botschaft "in einer polyglotten Welt" gehe es heute um die Frage: "Wie europäisch muss das Christentum bleiben?" Waldenfels betont: "Die Frage, wie viel Europäisches am Ende entbehrlich ist, ist nach wie vor offen. Es ist aber einer der zentralen Fragen, die über 1959 hinausführt und die Zukunft des Christentums betrifft." Der Artikel von P. Hans Waldenfels zum 50jährigen Jubiläum der Bonner Antrittsvorlesung von Joseph Ratzinger findet sich auf den Internet-Seiten des "Münsteraner Forums für Theologie und Kirche".