Priesterweihen der Traditionalisten weiterhin unerlaubt - Vatikan plant "sehr bald" neue offizielle Gespräche

Dialog trotz Widerspenstigkeit

Trotz der geplanten Priesterweihen der Pius-Bruderschaft will der Vatikan "sehr bald" einen offiziellen Dialog mit den Traditionalisten einleiten. Die Kommission "Ecclesia Dei", die in Rom den Kontakt zu den Lefebvristen hält, werde ein neues Statut erhalten, bestätigte das vatikanische Presseamt am Mittwoch umlaufende Gerüchte. Sie soll direkt der Glaubenskongregation unterstellt werden. Die von den Traditionalisten gespendeten Priesterweihen seien selbstverständlich weiterhin unerlaubt, stellte das Presseamt gleichzeitig klar.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Das neue Statut würde die Voraussetzungen für das Sachgespräch über lehramtliche und in der Folge auch über disziplinarische Fragen geschaffen, wie Anhänger des 1988 exkommunizierten Erzbischofs Marcel Lefebvre in die volle Gemeinschaft mit dem Papst aufgenommen werden könnten, so das Presseamt.

Das die Priesterweihen weiterhin unerlaubt blieben, sei keine neue Erkenntnis oder Verfügung; erst im März habe der Papst betont, solange die Bruderschaft St. Pius X. und ihre Mitglieder keinen ordentlichen Status in der katholischen Kirche besäßen, dürften und könnten sie keine Ämter wahrnehmen oder Dienste versehen, stellte das Presseamt gleichzeitig klar. Und so lange bestimmte lehrmäßigen Fragen nicht geklärt seien - etwa die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und des kirchlichen Lehramtes - erhielten sie auch keinen rechtmäßigen Status in der Kirche.

Eigentlich hatte sich der Vatikan seit Wochen zu allen Fragen um die Pius-Brüder in Schweigen gehüllt. Die bevorstehenden Gespräche mit dem Oberen der Bruderschaft, Bernard Fellay, sollten nicht noch im letzten Moment beeinträchtigt werden. Kategorisch lehnte Pressesprecher Federico Lombardi daher jeden Kommentar ab - auch als von untergeordneten Stellen der Pius-Brüder verlautete, die geplanten Priesterweihen erfolgten im Einvernehmen mit Rom. Da sich dieser Eindruck gerade im deutschen und französischen Sprachraum verfestigte, brach der Vatikan sein Schweigen, wiederholte dabei jedoch im wesentlichen bisherige Aussagen des Papstes.

Neu war lediglich die Formulierung, die Weihen seien «nach wie vor als illegitim anzusehen» - womit zumindest implizit angedeutet ist, dass dieser Zustand der Illegalität seinem Ende entgegengeht. Darüber, ob und welche kirchenrechtlichen Sanktionen auf die illegitimen Weihen folgen sollen, gibt das Kommunique keine Auskunft. Im Kirchenrecht ist nur für unerlaubte Bischofsweihen die Tatstrafe der Exkommunikation vorgesehen, eine automatische Strafe für unerlaubte Priesterweihen gibt es nicht.

Unklar bleibt das Datum, wann Benedikt XVI. mit einem «Motu proprio», einem Erlass «aus eigenem Antrieb», die neuen Zuständigkeiten für den Kontakt zu rückkehrwilligen Traditionalisten festlegt. Es soll noch vor Monatsende sein, hört man. Darin soll der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, die oberste Zuständigkeit für «Ecclesia Dei» erhalten. Für die laufenden Amtsgeschäfte soll ein Sekretär oder Vize-Präsident ernannt werden..
Und auch Monsignore Guido Pozzi, der Beigeordnete Sekretär der Internationalen Theologen-Kommission, soll dem Vernehmen nach in die Gespräche eingebunden sein.

Papst Benedikt XVI. hatte die Veränderung bereits in seinem Brief vom 10. März 2009 an die Bischöfe der katholischen Kirche in Aussicht gestellt, in dem er die Aufhebung der Exkommunikation der vier von Erzbischof Marcel Lefebvre im Jahr 1988 geweihten Bischöfe erläuterte. Darin hatte er Kommunikationspannen bei der Umsetzung seines Gnadenakts eingeräumt.

In dem Zusammenhang war auch der bisherige Präsident von «Ecclesia Dei», der kolumbianische Kardinal Dario Castrillon Hoyos, in die Kritik geraten. Seiner Amtsführung, aber auch den unklaren Kompetenzen der Kommission, wurden die Pannen im Zusammenhang mit dem päpstlichen Gnadenakt angelastet. Vor allem habe Hoyos es versäumt, den Vatikan rechtzeitig über die Holocaust-Leugnung von Traditionalisten-Bischof Richard Williamson zu informieren, obwohl diese Information im Internet zugänglich war.

Hinzu kamen Missverständnisse und Unklarheiten bei der Veröffentlichung des Papst-Erlasses, die zu monatelanger Polemik führten. Mehrfach mussten das Staatssekretariat und der Papst persönlich korrigieren und präzisieren. Der Gnadenakt wurde zu einer schweren Belastungen des Pontifikats. Die Neustrukturierung von «Ecclesia Dei» soll im Umfeld des 80. Geburtstags von Hoyos am 4. Juli erfolgen, zu dem er ohnehin seine Kurienämter verliert. Ob die neuen Gespräche dann tatsächlich zu einer Annäherung und gar zu einer Lösung des Schismas führen, bleibt abzuwarten.