Irischer Bischof: Papst bestürzt über Missbrauchsskandal

"Zeit für eine eingehende Prüfung"

Papst Benedikt XVI. hat nach dem Missbrauchsskandal in Irland zu Wahrheitsfindung ermahnt. Das Kirchenoberhaupt habe "sehr genau und sehr aufmerksam zugehört" und von einer "Zeit für eine eingehende Prüfung" des Lebens in Irland und in der dortigen Kirche gesprochen, zitiert die "Irish Times" Kardinal Sean Brady von Armagh. Er hatte sich am Freitag mit Benedikt XVI. im Vatikan getroffen.

 (DR)

Der Papst habe die Bischöfe ermahnt, die Wahrheit herauszufinden und sicherzustellen, dass allen Gerechtigkeit widerfahre, berichtete der Kardinal. Auch müssten Maßnahmen greifen, um solche Vorfälle künftig zu verhindern.

Der Papst sei "sichtlich bestürzt" über die Einzelheiten des sogenannten Ryan Report zu kirchlichen Missbrauchsfällen in Irland gewesen, zitiert das Blatt den Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin.

Er hatte an dem Treffen im Vatikan teilgenommen und seinen irischen Amtskollegen zusammen mit Brady am Montag bei einer außerordentlichen Vollversammlung darüber berichtet. Der Vatikan hat bislang keine offiziellen Stellungnahmen zum Ryan Report oder dem Treffen mit den irischen Bischöfen veröffentlicht.

Über Jahrzehnte mehr als 2.000 Kinder missbraucht
Laut dem Bericht, der im Mai von einer unabhängigen Untersuchungskommission nach rund zehnjährigen Recherchen vorgelegt wurde, wurden in Irland über Jahrzehnte mehr als 2.000 Kinder in katholischen Schulen, Erziehungseinrichtungen und Heimen körperlich und seelisch misshandelt oder sexuell missbraucht.

Am vergangenen Donnerstag hatten die 18 betroffenen Orden dem irischen Premierminister Brian Cowen zugesagt, sie seien zu einer höheren Beteilung an den Entschädigungssummen bereit. 2002 hatte die damalige Regierung eine Höchstgrenze von 128 Millionen Euro für kirchliche Regresszahlungen festgelegt. Die tatsächlichen Ansprüche der Opfer werden gegenwärtig jedoch auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt.