Bruder Paulus Terwitte predigt bei der Missionale

"Zur richtigen Zeit Flagge zeigen"

Bis Fronleichnam findet in Düsseldorf noch die Missionale statt. Im Mittelpunkt der elftägigen Aktion steht die Ermutigung zu missionarischer Gemeindearbeit. Viele machen mit, zum Beispiel Kapuzinerpater und TV-Moderator Bruder Paulus Terwitte. Im domradio-Interview erklärt er, warum Christen auch mal "Flagge zeigen" müssen.

 (DR)

domradio: Stehen sie da tatsächlich in ihrer braunen Kutte und halten Predigten an die Passanten?
Terwitte: Es ist noch ein bisschen aufregender. Da steht ein Hubwaagen: Ich werde mich in einem Korb sechs Meter hoch fahren lassen. Über den Köpfen der Leute werde ich denen ordentlich Buße predigen. Fragen wie: Was eigentlich Leben heißt, wie man heute lebendig leben kann, ob man nicht am Leben vorbeiläuft. Unten stehen dann vier andere Brüder, die den Menschen Bibellose anbieten.

domradio: Klingt ein bisschen, als wollten sie die Passanten ordentlich einheizen.
Terwitte: Ja, das will ich auch. Alleine mit dem Blick auf die Wirtschaftsfragen, müssen wir uns in den heutigen Zeiten damit befassen: wo steht uns der Kopf, wo rennen wir hin und was ist eigentlich unser Thema? Womit wollen wir uns beschäftigen?

domradio: Wer sie kennt, weiß, dass Sie da ganz in ihrem Element sind. Dennoch gehört eine Menge Mut dazu und eine Portion Selbstbewusstsein, um mitten auf die Straße zu gehen und mitten in der Fußgängerzone zu predigen.
Terwitte: Wenn man sich vorstellt, dass Jesus mitten in das Geschäftstreiben des Tempels gegangen ist, dass er sich auch unter die Leute gemischt hat, sollten wir Christen eigentlich wissen: Wir Christen dürfen uns nicht hinter Mauern verschließen. Wir müssen auch zur richtigen Zeit auftreten um ein prophetisches Wort zu sprechen. Ab und zu muss man einfach Flagge zeigen. Nicht nur einen schönen großen Dom bauen und sagen, das ist schon genug christliches Zeichen. Nein, das schönste christliche Zeichen sind überzeugte Menschen, die sagen: Ich gehe mal einen Schritt auf die Leute zu.

domradio: Eine Predigt mitten in der Fußgängerzone wäre also auch ein schönes Vorbild für andere Städte und Gemeinden, um so etwas Mal nachzumachen?
Terwitte: Ja, in Frankfurt habe ich das schon gemacht. Aber es gibt auch Sektenprediger, die unangenehm auffallen. Das ist sicher auch so, dass man das nicht nur machen kann und soll. Wir kennen auch die amerikanischen Leute, die eine Bibel anbieten und die Menschen anbrüllen. Ich möchte nicht stundenlang predigen und reden. Ich möchte nur fünf Minuten sprechen und dann komme ich wieder runter auf die Erde und versuche mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Um dann nach zwanzig Minuten wieder für fünf Minuten den Mund aufzumachen.

domradio: Als sie das in Frankfurt gemacht haben: Wie haben die Menschen dort reagiert?
Terwitte: Die waren eigentlich ganz angetan. Manche haben gelacht, manche haben mich ausgelacht, manche wurden aber auch nachdenklich. Aber viele haben es erst einmal ganz gut gefunden, dass Kirche und Kirchenleute durchaus mal gegen den Strich bürsten und zeigen, dass wir schon auch Fragen stellen, die mal auch mitten in das Leben hineinpassen. Meine Aktionen mache ich mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern, da wird es nicht an Lachern fehlen.

domradio: Sie kommen auch nicht alleine nach Düsseldorf, sondern bringen junge Mitbrüder mit. Die werden ihnen helfen, aber bringen sie die auch zum Lernen mit?
Terwitte: Das ist meine geheime Hoffnung. Man muss die nächste Generation heranziehen. Die Leute, die mitkommen, sind 25 bis 30 Jahre alt. Ich hoffe, dass diese nachfolgende Generation genauso bei sich guckt, ob sie nicht auch Lust haben, auf den Marktplatz der Welt zu gehen. Mit den verschiedenen Medien und mit sich selber in die Öffentlichkeit hineinzugehen: Dass ist heute einfach nötig. Dazu möchte ich denen schon einmal Mut machen. Die haben aber auch Lust, mich dabei zu beobachten, die haben schon viel über mich gehört. Ich denke, die sind erstmal froh, die Aktion live miterleben zu können.

Bruder Paulus wird am Dienstag ab 15 Uhr mitten auf der Königsallee stehen und predigen. Noch bis Fronleichnam dauert die Missionale an. Bis Mittwoch ist Bruder Paulus auch noch in Düsseldorf anzutreffen, dann hält er ab 10 Uhr eine Katechese im Maxhaus in der Düsseldorfer Altstadt seine Predigt ab. Anschließend steht er mit seinen Begleitern "mit beiden Beinen auf der Erde": zu Gesprächen bereit.