Parlamentswahl im Libanon

Ohrfeige für Hisbollah und Christen-General Aoun

Nach Jahren der politischen Blockade haben die Wähler im Libanon ein klares Zeichen für die Zukunft ihres Landes gesetzt: Die pro-westliche Regierungskoalition, deren Mehrheit wegen zahlreicher politischer Morde bedrohlich geschrumpft war, ging als eindeutige Siegerin aus der Parlamentswahl hervor.

 (DR)

Nach den offiziellen Zahlen aus dem Innenministerium in Beirut kam das pro-westliche Lager auf 71 der insgesamt 128 Parlamentssitze. Die pro-syrischen und -iranischen Kräfte errangen 57 Sitze, wie Minister Siad Baroud mitteilte. Damit spiegelt das Ergebnis die Kräftverhältnisse von 2005 mit 72 zu 56 Sitzen fast exakt wider. Die Wahlbeteiligung war den Angaben zufolge mit etwas mehr als 54 Prozent die höchste in den vergangenen 20 Jahren im Libanon.

Bereits in der Nacht zu Montag erklärte sich das pro-westliche Lager zum Sieger. "Das ist ein großer Tag in der Geschichte des demokratischen Libanon", sagte der Chef der sunnitischen Partei Zukunftsbewegung, Saad Hariri, Sohn des ermordeten Ex-Regierungschefs Rafik Hariri. In Beirut wurden spontane Freudenfeiern abgehalten, Feuerwerk erleuchtete immer wieder den Nachthimmel.

"Jetzt müssen wir handeln"
Während die Hisbollah sich zunächst in Schweigen hüllte, gestand ihr wichtigster christlicher Verbündeter die Niederlage ein. Die alte Koalition habe gewonnen, sagte ein Sprecher der Freien Patriotischen Bewegung. "Es ist eine Niederlage für alle Libanesen, die sich nach einem Wechsel sehnten." Indes wurden aus dem Lager der Hisbollah Rufe nach einer Regierung der nationalen Einheit laut.

Der Sieg des pro-westlichen Lagers über die pro-syrischen und pro-iranischen Kräfte im Libanon sei "eine wichtige Nachricht für die Region und Israel", sagte der israelische Verkehrsminister Israel Katz. "Jetzt müssen wir handeln, um die Hisbollah gemäß den in der Vergangenheit geschlossenen Abkommen zu entwaffnen", fügte der Minister hinzu. In einer Erklärung des israelischen Außenministeriums hieß es, die neue Regierung müsse gewährleisten, dass von Libanon aus keine Angriffe mehr auf Israel ausgingen. Der Hisbollah-Abgeordnete Mohammed Raad lehnte eine Entwaffnung der Schiitenmiliz ab, gegen die Israel im Sommer 2006 einen Krieg geführt hatte.