Pfarrer Treutmann über seine Begegnung mit Barack Obama beim Besuch der Frauenkirche

"Mit ihm kam Entspannung"

Barack Obama hat am Freitag die Dresdner Frauenkirche besucht. Holger Treutmann ist Pfarrer in der Frauenkirche. Im domradio-Interview beschreibt er seine Eindrücke der Begegnung mit dem US-Präsidenten.

 (DR)

domradio: Haben Sie denn ihren Arbeitsplatz heute überhaupt pünktlich erreichen können vor lauter Sicherheitsvorkehrungen?

Holger Treutmann: Wir waren drauf eingestellt, dass es Kontrollen geben würden. So war es kein Problem. Man musste einfach ein wenig früher losgehen.

domradio: Wie haben Sie denn den Besuch Obamas erlebt - haben sie ihn persönlich kennen lernen können?

Holger Treutmann: Es ist schon ein bewegendes Ereignis. Im Vorfeld war ja noch nicht ganz klar, ob er in die Frauenkirche kommen würde. Wir hatten uns dennoch seit einiger Zeit darauf vorbereitet. Und als die Nachricht dann endgültig feststand, haben wir uns sehr gefreut. Ich habe den Eindruck, dieser Programmpunkt trug einen ganz besonderen Charakter.

domradio: Inwiefern?

Holger Treutmann: Die Frauenkirche als Ort des Gedenkens war ja eine Art Zwischenstation auf dem Weg nach Buchenwald. Aber auch ein Ort, der dem Gedanken der Politik Obamas näher kommt, als der Versöhnungsgedanke - das Überwinden von Feindschaften; etwas, das ja in der Frauenkirche baulich Symbol geworden ist. Dieser Grundgedanke: Brücken bauen, Versöhnung leben, das entdecke ich in der Politik Obamas auch wieder.

domradio: Sie haben mit Obama gemeinsam gebetet, wie haben Sie ihn als Menschen erlebt?

Holger Treutmann: Ich hatte den Eindruck, auch für ihn war der Besuch ein bewegender Moment: vor dem Altar zu stehen, der ja zu großen Teilen noch alte Teile der Kirche enthält. Wir hatten dann auch Fotos daneben gelegt, auf denen die Ruine der Frauenkirche zu sehen waren. Das war dann schon ein beeindruckender Augenblick, auch als wir dann an diesem Ort ein Gebet für den Frieden der Welt sprechen konnten, habe ich dann auch die größte Dichte dieses Besuches auch erlebt.

domradio: Wie haben Sie ihn selber denn erlebt?

Holger Treutmann: Als sehr interessiert. Das war mich auch das Überraschende an dem Besuch - nach sehr viel protokollarischen Fragen, nach den Sicherheitsfragen kam dennoch mit dem Betreten der Kirche eine sehr große Entspannung hinein. Er hat eine Art und Weise, sich dann auch innerhalb dieses knappen Rahmens Zeit zu nehmen. Man hat auch den Eindruck, wenn man auf Fragen antwortet, dass er wirklich den Fragen zuhört und nicht nur einfach einen Termin abarbeitet.

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