General Motors erzürnt die Politik mit einem weiteren erheblichen Finanzbedarf

Lösung für Opel lässt weiter auf sich warten

Eine Rettung des schwer angeschlagenen Autoherstellers Opel lässt weiter auf sich warten. Während einer Krisensitzung in der Nacht zum Donnerstag im Bundeskanzleramt in Berlin überraschte der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) mit einem weiteren Liquiditätsbedarf von 300 Millionen Euro und erzürnte damit die Politik. Eine Einigung für eine Überbrückungsfinanzierung konnte daher noch nicht erreicht werden. Als mögliche neue Eigentümer für Opel kommen offenbar nur noch der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna und der italienische Autokonzern Fiat in Frage.

Autor/in:
Ralf Beunink
 (DR)

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) zeigten sich nach den rund achtstündigen Marathonverhandlungen empört über die Verhandlungsweise der USA. Guttenberg sprach von einer «teilweise skurrilen Nacht». Das Verhalten der Verantwortlichen bei GM «lasse sehr zu wünschen übrig». Steinbrück sprach von «einer gewissen Zumutung». Man sei «unangenehm überrascht» gewesen. Auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) rügte die «nicht gerade sehr hilfreiche Verhandlungsweise der amerikanischen Seite».

Der zusätzliche Liquiditätsbedarf habe zu Verzögerungen in den Verhandlungen geführt, sagte Steinbrück. Daher einigten sich die Beteiligten weder auf die angestrebte Überbrückungsfinanzierung, die die Existenz Opels im Falle einer GM-Insolvenz sichern sollte, noch legte sich die Bundesregierung auf einen bevorzugten Bieter für Opel fest. Bislang war von einem Finanzbedarf von rund 1,5 Milliarden Euro die Rede gewesen.

Um doch noch zu einer Lösung zu kommen, werden nun offenbar der Autozulieferer Magna und der Fiat-Konzern favorisiert. Von beiden erwarte man bis Freitag Nachbesserungen an ihren Konzepten für einen Einstieg bei Opel. »Das ist die Deadline«, betonte Guttenberg. Der US-Investor Ripplewood sei aus dem Rennen und vom chinesischen Autohersteller BAIC gebe es bislang erst eine zweiseitige Absichtserklärung.

Erst am Mittwoch schien der GM-Konzern, der in den USA gerade selbst auf die Insolvenz zusteuert, den Weg für eine eigenständige Zukunft Opels freizumachen. Das Unternehmen übertrug die europäischen Fabriken, Rechte an den Technologien sowie Patente an Opel.

Magna-Eigentümer Frank Stronach warb unterdessen nach dem Treffen für sein Konzept für einen Einstieg bei Opel. »Wir sehen eine große Zukunft für Opel. Wir können Opel zu einer Welt-Automarke machen«, sagte er. Als Problem in der Autoindustrie kritisierte Stronach veraltete Strukturen und Kulturen in der Branche. So müsse es deutlich stärkere Berücksichtigung der Mitarbeiterinteressen geben. »Die Arbeiter sind für uns das Wichtigste", erläuterte er. So sollten nach einer Übernahme Opels durch Magna zehn Prozent der Opel-Anteile von den Beschäftigten gehalten werden und zehn Prozent des Profits den Beschäftigten zu Gute kommen.