Die Wahl des Eichstätter Unipräsidenten muss in die dritte Runde

Und das Ganze noch einmal

Der Chefsessel an Deutschlands einziger katholischer Universität in Eichstätt-Ingolstadt bleibt weiter unbesetzt. Am Montag gab die Freisinger Bischofskonferenz in München bekannt, dass die Präsidentenwahl auch im zweiten Anlauf geplatzt ist. Machte der kirchliche Träger noch vor einem Jahr gegen den Kandidaten Ulrich Hemel mangelndes Vertrauen geltend, so hat sich dieses Mal der Kandidat für den Präsidentenstuhl, Reinhard Hütter, nach Darstellung der Kirche durch hohe persönliche Forderungen selbst aus dem Spiel genommen. Die nun erforderliche erneute Kandidatensuche stellt das Stehvermögen aller Beteiligten auf eine harte Probe.

Autor/in:
Christoph Renzikowsik
 (DR)

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke spricht unumwunden von einem "Desaster". Dabei hatte zuletzt alles so gut ausgesehen. Nach den Turbulenzen um Hankes Nein zu Hemel war die KU unter ihrer Interimsleitung im zweiten Halbjahr 2008 rasch in ruhigeres Fahrwasser geraten. Durch die halbwegs einvernehmliche Trennung von Kanzler Gottfried von der Heydte, gegen den konkrete Verdachtsmomente einer schwerwiegenden Dienstpflichtverletzung vorlagen, schien der Weg für einen Neuanfang frei.

Für die Zweitauflage der Präsidentenwahl gab es - entgegen manchen Unkenrufen - überraschend viele Bewerbungen, sogar eine aus den USA.
Wie vom Träger gewünscht, wurden etwaige kirchliche Bedenken gegen die drei zuletzt im Rennen befindlichen Kandidaten vorab geprüft. Der in der amerikanischen Eliteschmiede Duke University lehrende Theologe Hütter (50) erhielt letztlich den Zuschlag. Am 6. Mai hat der Konvertit im zweiten Wahlgang 13 von 16 Stimmen im Hochschulrat auf sich vereinigt. Alles schien nach Plan zu laufen.

Theologisch geradlinig, im Wissenschaftsmanagement versiert mit Erfahrungen aus dem Innern einer Stiftungsuniversität, die in den USA zu den Top-Forschungsadressen zählt: Vor allem diese beiden Pluspunkte sprachen für den gebürtigen Oberfranken. Sie nährten die Hoffnungen, er sei der richtige Mann, um das Dornröschen im Altmühltal wachzuküssen. Schließlich soll die Uni nach dem Willen der Kirche zu einer der besten in Deutschland werden. Bis dahin aber ist der Weg noch weit.

Der auserkorene Protagonist dieses ehrgeizigen Projekts hat offenbar zu hoch gepokert. Nicht Zweifel an seiner kirchlichen oder wissenschaftlichen Reputation brachten ihn zu Fall, sondern, so die Darstellung der Freisinger Bischofskonferenz, der schnöde Mammon. Pensionsforderungen in stattlicher Höhe, dazu ein auf seine Person zugeschnittener neuer Lehrstuhl bis zur Rente - das war dem Träger zu viel. Solche Pannen auf der Zielgeraden sind misslich, können aber bei der Besetzung von Führungsposten immer mal wieder passieren. Den Ruf der Universität befördert die erneute Blamage jedoch nicht. Auch wenn sich mancher mit dem Sprichwort tröstet, wonach aller guten Dinge drei sind.

Innerkirchliche Zweifel an der Zukunftsfähigkeit
Abzuwarten bleibt, inwiefern nun auch innerkirchlich die Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der KU wieder lauter werden. Die bayerischen Bischöfe haben gerade erst zusätzliches Geld investiert. Fast vier Millionen Euro extra lassen sie sich in den nächsten drei Jahren ein neues Forschungsförderzentrum kosten. Sie sind nach wie vor von den Chancen stärker überzeugt als von den Risiken. Auch als Signal ihrer Entschlossenheit ist zu werten, dass ihr Konferenzvorsitzender, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, künftig den KU-Stiftungsvorsitz führen wird.

Aber auch die Deutsche Bischofskonferenz sitzt spätestens seit vergangenem Sommer mit im Boot. Seither zählt auch ihr Sekretär, Pater Hans Langendörfer, zum Stiftungsrat der KU. Von der Entschlossenheit der Bischöfe also, nicht nur der bayerischen allein, wird abhängen, wie es mit der KU weitergeht. Dabei ist klar, dass die finanziellen Spielräume für die Kirche in Krisenzeiten wie diesen absehbar enger werden.

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