Die Bundesversammlung wählt den Bundespräsidenten - Dossier

Entscheidung unter der Reichstagskuppel

Die Bundespräsidenten-Wahl heute im Reichstag in Berlin wird mit Spannung erwartet. Es wird mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Horst Köhler und der von der SPD nominierten Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan gerechnet. domradio.de stellt die Kandidaten vor.

 (DR)

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Stühle statt Sessel im Bundestag
Im Plenarsaal des Bundestages wird es am Samstag eng. Dann werden dort nicht wie üblich 612 Bundestagsabgeordnete Platz nehmen, sondern doppelt so viele Menschen: Die 1224 Teilnehmer der Bundesversammlung. Laut Grundgesetz bilden die Bundestagsabgeordneten und eine gleiche Anzahl an Wahlmännern und -frauen aus den Bundesländern die Bundesversammlung, die einzig den Zweck hat, Deutschlands Staatsoberhaupt zu wählen.

Für die Techniker des Bundestages heißt das vor allem schuften: Die meisten der blauen Sessel im Plenarsaal müssen abgeschraubt und eingelagert, provisorische Stühle müssen aufgebaut werden. Insgesamt werden so 1290 Sitzplätze geschaffen; zusätzliche Plätze für Ersatzdelegierte, Stenografen und die Präsidentschaftskandidaten mit eingerechnet.

Von Heuss bis Köhler: Die neun Bundespräsidenten

THEODOR HEUSS war von 1949 bis 1959 der erste Bundespräsident. Er
prägte mit seiner Persönlichkeit das Bild des Staatsoberhauptes weit
über seine Amtszeit hinaus.

HEINRICH LÜBKE bekleidete das höchste Staatsamt von 1959 bis 1969.
Akzente setzte er durch sein Eintreten für die
Entwicklungshilfe. Legendär sind seine verbalen Ausrutscher.

GUSTAV HEINEMANN war als erster Sozialdemokrat von 1969 bis 1974
Staatsoberhaupt der Bundesrepublik. Dank seiner Überzeugungstreue und
seinem hohen moralischen Anspruch genoss der «Bürgerpräsident» großen
Respekt.

WALTER SCHEEL amtierte von 1974 bis 1979 und wurde auch durch seine
Sangesfreude bekannt. Durch einen TV-Auftritt brachte er es mit dem
Volkslied «Hoch auf dem gelben Wagen» in die Top-Ten der heimischen
Charts.

KARL CARSTENS war von 1979 bis 1984 Bundespräsident. Populär wurden
seine Wanderungen durch die Bundesrepublik.

RICHARD VON WEIZSÄCKER hatte das höchste Staatsamt von 1984 bis 1994
inne. Weltweite Beachtung erfuhr er 1985 für seine Rede zum 40.
Jahrestag des Kriegsendes, in der er einen verantwortungsbewussten
Umgang mit der NS-Vergangenheit Deutschlands anmahnte.

ROMAN HERZOG war von 1994 bis 1999 Bundespräsident. Vor allem seine
«Ruck»-Rede von 1997 wurde berühmt, in der er die Deutschen zum
«Aufbruch» aufrief.

JOHANNES RAU amtierte von 1999 bis 2004. Auch als Staatsoberhaupt
folgte er seinem Motto «Versöhnen statt spalten».

HORST KÖHLER ist seit 2004 Staatsoberhaupt. Am 23. Mai steht er in
der Bundesversammlung zur Wiederwahl.


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