Caritas protestiert in Sri Lanka: Flüchlingscamps wie Gefängnisse

Leiden auch nach dem Krieg

Nach dem Ende des Bürgerkriegs werfen Hilfswerke der Regierung von Sri Lanka Unmenschlichkeit im Umgang mit den fast 300.000 Flüchtlingen vor. Caritas international verglich am Mittwoch die Flüchtlingslager in der Region Vavuniya im Nordosten des Landes mit "Gefängnissen unter freiem Himmel". Das UN-Koordinationsbüro für humanitäre Hilfe erklärte in Genf, die Regierung verweigere UN-Organisationen den Zugang zu Zivilisten in der ehemaligen Konfliktzone. Kranke und Verletzte könnten somit keine Hilfe erhalten.

 (DR)

In der Region Vavuniya suchten laut Caritas rund 180.000 Menschen Zuflucht. Sie würden vom Militär überwacht und könnten die Camps nicht verlassen. Jeglicher Kontakt nach außen sei untersagt. Das katholische Hilfswerk sprach von einer gravierenden Missachtung der Menschenrechte. Nach UN-Angaben sind insgesamt 280.000 Frauen, Männer und Kinder in Sri Lanka in Flüchtlingslagern dringend auf Hilfe angewiesen.

Das südasiatische Land beging das Ende des 26 Jahre langen Bürgerkriegs am Mittwoch mit einem Feiertag. Zugleich blieben die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft, weil Racheakte von versprengten Kämpfern der besiegten tamilischen Rebellen befürchtet wurden. Die staatliche englischsprachige Zeitung «Daily News» erschien mit dem Schriftzug «Triumph». Dennoch betonten Regierungsmitglieder, dass Triumphalismus nicht angebracht sei.

Die USA, die EU, die UN und China haben eine Versöhnung zwischen der Bevölkerungsmehrheit der Singhalesen und den Tamilen in Sri Lanka angemahnt. Die «Befreiungstiger von Tamil Eelam» (LTTE) kämpften mit Waffengewalt für einen unabhängigen Tamilen-Staat. Die Bewegung war aus Protest gegen die Diskriminierung der Minderheit entstanden. In dem Krieg starben mehr als 75.000 Menschen.

Am Dienstag hatte Staatspräsident Mahinda Rajapaksa das Ende des Krieges nach dem Sieg in einem Vernichtungsfeldzug gegen die Rebellen verkündet. Fernsehbilder sollten den Tod des Rebellenchefs Velupillai Prabhakaran belegen, der auf LTTE-nahen Webseiten bestritten wird.

Unterdessen äußerten westliche Diplomaten Kritik an der Ernennung des srilankischen Gesundheitsministers Nimal Siripala De Silva zum Präsidenten der in Genf tagenden Weltgesundheitsversammlung. Sri Lankas Militär habe in der Endphase des Krieges mit schweren Waffen die Konfliktzone mit Zehntausenden Zivilisten beschossen, hieß es.
Sri Lankas Gesundheitsminister sei deshalb als Präsident der Konferenz mit Vertretern aus 193 Staaten untragbar.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betonte, dass der Minister aus Sri Lanka schon lange vor der Eskalation des Bürgerkriegs als Präsident der Versammlung feststand. Sri Lanka habe im Januar routinemäßig den Vorsitz des WHO-Vorstandes übernommen, der Vorsitzende werde automatisch Präsident der Weltgesundheitsversammlung. Die Ablösung des Ministers stehe nicht zur Debatte.