Zahlreiche Verkehrsbetriebe erteilten Organisatoren eine Absage

Ein "Atheisten-Bus" tourt durch Deutschland

Verkehrsbetriebe in 17 Städten haben Absagen erteilt: Niemand wollte Busse mit atheistischer Werbung durch die Straßen fahren lassen. Jetzt haben die Initiatoren einer fahrenden Atheisten-Werbung ihren eigenen Bus gekauft. Ab Ende Mai wird der Doppeldecker drei Wochen durch Deutschland touren. Seine Aufschrift: "Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott". Die Kirche ist "not amused".

Autor/in:
Benedikt Pleske
 (DR)

Mit einer spontanen Idee der Engländerin Ariane Sherine im Januar hatte das angefangen, was die deutschen Organisatoren als «säkulare Werbekampagne» bezeichnen. Knapp 800 Linienbusse fuhren damals mit dem Spruch «There is probably no God» (Es gibt wahrscheinlich keinen Gott) durch London. In zahlreichen Ländern wie Spanien, Australien und der Schweiz kopierten überzeugte Atheisten die Aktion.

Die deutsche Kopie der Kampagne allerdings muss sich nun auf einen Bus beschränken. Mit der Essener Verkehrsgesellschaft hatte diese Woche auch der letzte angefragte Nahverkehrsbetrieb den Organisatoren eine Abfuhr erteilt. Zuvor hatten bereits Städte wie Hamburg, Köln, Stuttgart und Berlin die Werbung auf ihren Bussen abgelehnt. Die nun geplante Tour mit dem «Atheisten-Bus» soll in 26 Städten halten, so die Berliner Veranstalter. Start und Ziel ist Berlin. Dabei lautet die Unterzeile zum Bus-Slogan: «Ein erfülltes Leben braucht keinen Glauben».  Die deutsche Bischofskonferenz kritisierte die Aktion. «Diese Kampagne ist geistlos», sagte Sprecher Matthias Kopp.

Die Initiatoren der Kampagne betonen, dass sie niemanden vom Glauben abbringen wollen: «Unsere Motive sind Vernunft, Verantwortungsgefühl und die Entstigmatisierung des Begriffs Atheist», schreibt Initiator Phillip Möller auf der Website buskampagne.de. «Echte Toleranz gegenüber Nichtgläubigen» gibt es seiner Meinung nach nur selten bei religiösen Menschen. Streng Gläubige sollten sich mehr als Mensch, denn als Christ, Jude oder Muslim begreifen, damit es nicht zu persönlichen Angriffe komme, so Möller. Zugleich fordert er eine «klare Trennung von Staat und Religion».

Ob es wie in den anderen europäischen Ländern auch in Deutschland Gegenaktionen zur Buskampagne geben wird, ist noch offen. Dortmunder Katholiken kontern bereits seit Februar auf die englische Aktion mit einer Linienbus-Aufschrift: «Keine Sorge: Es gibt Gott. Also: Schönen Tag!»

Die atheistischen Organisatoren haben fast 35.000 Euro Spenden für ihre Tour gesammelt. Für eine Werbekampagne auf Linienbussen hätten sie knapp 20.000 Euro benötigt. In den 26 Städten sind kostenlose «thematische Stadtrundfahrten» geplant. Auf dem Programm stehen auch Abendveranstaltungen zu den Themen Aufklärung, Wissenschaft, Religionsgeschichte und Atheismus.