Deutschlands größte Sozialaktion hat begonnen

72 Stunden Zeit für eine bessere Welt

Unter dem Motto "Uns schickt der Himmel" werden sich ab heute rund 40.000 Kinder und Jugendliche in Nordrhein-Westfalen drei Tage lang sozial engagieren. Geplant sind nach Angaben des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) als Organisator der Aktion weit über 1000 Projekte. Insgesamt beteiligen sich an der deutschlandweiten Aktion den Angaben zufolge 14 Bistümer in sieben Bundesländern. Unterstützt würden die Kinder und Jugendlichen von Prominenten wie Bundespräsident Horst Köhler, DFB-Präsident Theo Zwanziger und Kabarettist Herbert Knebel.

Autor/in:
Volker Hasenauer
 (DR)

Die Idee ist einfach: Jugendgruppen in ganz Deutschland haben 72 Stunden lang Zeit, um im heimischen Umfeld ein Sozialprojekt umzusetzen: ein neuer Garten fürs Behindertenheim etwa oder die Organisation eines Frühlingsfests in der Obdachlosenunterkunft. Am Donnerstag um 17.07 Uhr fiel der Startschuss für die wohl größte Jugend-Sozialaktion Deutschlands 2009, die der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) erstmals fast bundesweit organisiert.

Vorläuferaktionen hatten seit den 1990er Jahren nur regionale Schwerpunkte. Diesmal werden 100.000 junge Teilnehmer in sieben Bundesländern und 14 katholischen Diözesen erwartet. "Uns schickt der Himmel" lautet das Motto. Seit Monaten laufen die Planungen - in allen teilnehmenden Regionen von der Nordsee bis zum Bodensee, von Aachen bis Dresden haben Projektgruppen Vorschläge für Aktionen gesammelt. Es geht um Soziales, Interkulturelles oder Ökologie. "Wir wollen zeigen, dass Jugendliche anpacken, um unsere Gesellschaft ein bisschen besser zu machen", sagt BDKJ-Vorsitzender Dirk Tänzler. Ihn ärgert, dass viel zu oft das Bild einer egoistischen und nur an Spaß denkenden Jugend gezeichnet werde.

Suppenküche für Benachteiligte
In Thüringen, wo sich rund 400 Freiwillige zum ersten Mal an der 72-Stunden-Aktion beteiligen, organisieren Kinder eine Suppenküche für sozial benachteiligte Gleichaltrige. Das Kolping-Werk nutzt seine Auslandspartnerschaft mit Rumänien, um dort bei der Renovierung einer Berufsvorbereitungsstelle anzupacken. "Wir sind überrascht über die vielen Ideen und freuen uns, dass Zehntausende Jugendliche zur gleichen Zeit ihre Projekte anpacken", sagt Robert Weidler vom BDKJ Thüringen.

Dass Begeisterung und Kreativität enorm sind, zeigt ein Blick auf die unter www.72stunden.de koordinierten Ideen. Erstmals sind in diesem Jahr auch evangelische Gruppen dabei - Partnerschaften, die in Zukunft noch ausgebaut werden sollen. Öffentliche Wirkung wird der Event, wohl auch wegen der gewonnenen "Medienpartner" und "Aktionsradios" von SWR bis hr und "Frankfurter Allgemeine Zeitung" haben.

Doch wird am Sonntag, nach Ablauf der 72 Stunden, auch etwas von den Projekten weiter wirken? "Wenn wir einen Spazierweg oder ein Biotop anlegen, dann bleibt das. Und auch Aktionen wie das Organisieren eines Festes für Migranten oder einer Zirkusvorstellung im Seniorenheim werden durch die geknüpften persönlichen Kontakte über das Wochenende hinaus tragen", ist BDKJ-Sprecher Michael Kreuzfelder überzeugt.

"Freude und Engagement aus christlicher Verantwortung"
Wichtig ist den Machern, dass die gesamte 72-Stunden-Aktion ehrenamtlich und mit kleinstem Organisationsetat bewerkstelligt wird. Jede Gruppe vor Ort organisiere die Finanzierung selbst, vielerorts machten erst Sachspenden ein Gelingen möglich. Etwa wenn eine Gärtnerei Pflanzen für das neue Biotop oder eine Schreinerei Holz für den neuen Spielplatz liefert.

Ausgeschlossen sind Projekte, die nur der eigenen Gruppenkasse nutzen oder Alltagsarbeiten für andere erledigen. "Wir werden zeigen, wozu Freude und Engagement aus christlicher Verantwortung heraus in der Lage ist - und dabei Spaß haben", sagt Tänzler. Natürlich geht es aber auch darum, die eigenen Mitgliedsverbände und die Vielfalt der katholischen Jugendarbeit in die Öffentlichkeit zu bringen. Die 72-Stunden-Aktion ist auch PR-Kampagne und mit der Hoffnung verknüpft, neue Jugendliche für das stetige Mitmachen in Gruppen und Verbänden vor Ort zu gewinnen. Bundesweit arbeitet der BDKJ als Dachorganisation für 15 Verbände mit insgesamt rund 650.000 Kindern und Jugendlichen.