Die neue Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche im Interview

"Ich bin ein politischer Mensch"

Am Wochenende wählte die Synode der Evangelischen Kirche die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt zur neuen Vorsitzenden. Mit ihr als Präses, wie das Amt offiziell heißt, könnte es gelingen, dem Kirchenparlament mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen als bisher. Die 43-jährige Bundestagsvizepräsidentin, kündigt im domradio-Interview an, sich als Synodenchefin in politischen und gesellschaftlichen Debatten und auch gegenüber der evangelischen Amtskirche zu Wort melden zu wollen.

Autor/in:
Rainer Clos
 (DR)

domradio: Günter Beckstein aus der CSU ist zu Ihrem Stellvertreter gewählt worden. Wird das eine "kleine Koalition" oder werden Sie politische Interessen ausblenden?
Göring-Eckart: Wir werden miteinander auskommen, auch wenn wir politisch in vielen Fragen unterschiedlicher Meinung sein werden. Auch mit Vize-Präses Eber gemeinsam werden wir das ganz gut hinbekommen, die Leitung der Synode und die Vertretung nach außen.

domradio: Außerhalb der jährlichen Synoden hat man von Ihrer Vorgängerin, Barbara Rinke, nicht allzu viel gehört. Wird sich das mit Ihnen ändern?
Göring-Eckardt: Das kann schon sein, das hat mit unterschiedlichen Dingen zu tun. Ich bin dafür, dass wir auch zwischen den Synodaltagungen als Laienvertretung vorkommen, dafür wurde ich auch von vielen Synodalen unterstützt.

domradio: Wie werden Ihre Aufgaben aussehen?
Göring-Eckart: Zunächst einmal die Leitung der Versammlungen. Aber es geht auch darum, dass die Synode vertreten wird beim Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands, bei denen, die kirchenleitende Funktionen haben. Und es wird auch an der einen oder anderen Stelle darum gehen, die evangelische Kirche nach außen zu repräsentieren, das machen bei uns ja nicht nur die Amtsträger, sondern auch die Laien. Das macht ja auch den Unterschied aus z.B. zur katholischen Kirche.

domradio: Wie passen Ihre Politik und das Engagement in der Kirche zusammen?
Göring-Eckart: Natürlich bin ich ein politischer Mensch, dass habe ich vor der Synode auch sehr deutlich gemacht. Trotzdem ist ganz klar, dass die Synode keine Plattform ist, um Parteipolitik zu machen. Das darf unter keinen Umständen passieren! Aber die Synode ist ein Gremium, das sich auch immer wieder in politische und gesellschaftliche Fragen eingemischt hat, sei es die Umweltfrage, sei es die Frage von Gerechtigkeit, Armut und Reichtum. Wir haben bei dieser Synode einen Beschluss gefasst, der in diesem Superwahljahr die Mitglieder unserer Kirche zum Wählen aufruft. Wir wollen machen, dass „Wählen gehen" ein wichtiges Signal gegen rechtsextreme Parteien wie die NPD ist. Insofern ist die Synode ein politisch engagiertes Gremium, aber eines, wo immer die Frage im Mittelpunkt steht: Was haben evangelische Christen dazu zu sagen. Es geht nicht einfach nur um eine politische Äußerung, wie sie auch andere Verbände oder Parteien machen könnten.

domradio: Im Oktober werden Sie in Ulm die Wahl des neuen EKD-Ratsvorsitzenden leiten. Können Sie sich eine weibliche Doppelspitze vorstellen - nämlich zusammen mit Margot Käßmann?

Göring-Eckart: Ich bin sehr gespannt, was passieren wird und wer gewählt wird. Da darf es jetzt noch keine Spekulationen gegen. Allerdings wäre das in unserer Kirche kein Hinderungsgrund, weil wir seit vielen Jahren deutlich gemacht haben, dass bei uns Frauen und Männer in all diesen Ämtern gleichberechtigt sind. Wenn es zwei Männer wären, würde wahrscheinlich niemand danach fragen.