Berliner Senator Körting nimmt Äußerungen zurück - Attacken aus Union und FDP

Umstrittener Vergleich von Randalierern und Sexualtätern

Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat seinen umstrittenen Vergleich von Mai-Randalierern mit Sexualstraftätern zurückgenommen. "Der Senator möchte den blöden Vergleich nicht mehr aufrechterhalten", sagte eine Sprecherin des Innensenators am Sonntag auf ddp-Anfrage. Körting bekräftige jedoch die moralische Verurteilung der Steinewerfer. Am 1. Mai war es in Berlin-Kreuzberg zu den schwersten Ausschreitungen seit Jahren gekommen. Dabei waren 273 Polizeibeamte durch Angriffe von Linksautonomen verletzt worden.

 (DR)

Körting soll laut «Bild am Sonntag» am Nachmittag des 1. Mai über Steinewerfer und Autoanzünder gesagt haben: «Das ist wie bei Sexualdelikten: Ist die Frau erst mal ausgezogen und vergewaltigt, dann fällt es anderen leichter, auch mitzumachen.» Diese Äußerung war umgehend auf scharfe Kritik von Union und FDP gestoßen, die dem Berliner Senator sogar einen Rücktritt nahelegten.

In einer ersten Stellungnahme hatte Körting den Vergleich zunächst als «unglücklich» bezeichnet und klargestellt: «Was ich damit sagen wollte: Jeder, der die körperliche Integrität eines Menschen so angreift, begeht eine schwere Straftat. Ob er nun als erster handelt oder es anderen nachmacht, ändert nichts an seinem Vergehen.»

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla hatte nach Bekanntwerden der Äußerung eine öffentliche Entschuldigung Körtings gefordert. «Dieser Vergleich ist abstoßend und ein Skandal. Herr Körting muss sich sofort öffentlich entschuldigen.» CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt forderte den Rücktritt des Berliner SPD-Politikers: «Körting muss sich öffentlich entschuldigen und dann seine Koffer packen und abhauen. Solche perversen und unverschämten Parolen sind eines Berliner Senators unwürdig.»

Auch FDP-Generalsekretär Dirk Niebel beklagte die Ausdrucksweise des Senators: «Mit seiner Äußerung bagatellisiert Körting Sexual- und Gewaltstraftaten. Statt solcher Vergleiche sollte Körting sich darum kümmern, dass keine Steine geworfen werden und Autos nicht angezündet werden.»

Das Missbrauchsopfer Stephanie, die als 13-Jährige auf dem Schulweg entführt und 36 Tage von dem Kinderschänder Mario M. gefangen gehalten und missbraucht worden war, zeigte sich entsetzt. «Körting sollte sich in Grund und Boden schämen», sagte die heute 17-Jährige «Focus-Online». Der Senator habe mit seiner Äußerung Tausende von Missbrauchsopfern beleidigt.

Die Linke in Berlin nahm Körting dagegen in Schutz und wies die Rücktrittsforderungen zurück. Er halte diese Forderungen gegen seinen Koalitionspartner für genauso unangebracht wie Körtings Vergleich zwischen Randalierern und Vergewaltigern, sagte der Landeschef der Berliner Linken, Klaus Lederer. «Metaphern sind Glückssache», sagte er. Körting sei jedoch «klug genug», seinen Fehler einzusehen.