Robert-Koch-Institut gibt noch keine Entwarnung - Meldepflicht seit Sonntag

Acht Fälle von Schweinegrippe in Deutschland

Die Wissenschaftler stehen bei der Erforschung der Schweinegrippe offenbar vor einem Durchbruch. Die Entschlüsselung der Erbsubstanz des Virus werde in den nächsten Tagen erwartet, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker, am Montag in Berlin. Dennoch könne weiterhin keine Entwarnung gegeben werden. Auch wenn bundesweit die Zahl der neuen Fälle bei acht stagniere, kämen weltweit "stündlich" neue bestätigte Fälle hinzu.

 (DR)

Für die Ermittlung der Erbinformation sind laut RKI international erste Virusisolate angezüchtet worden, unter anderem auch im Marburger BSL-4-Hochsicherheitslabor. Dies sei sowohl für die Bestimmung sowie die Impfstoffproduktion wichtig. Bislang wisse man noch «relativ wenig» über das A/H1N1-Virus, sagte Hacker.

Trotz einer «gewissen Stabilität» bei den bestätigten Fällen in Deutschland könne jedoch noch keine Entwarnung gegeben werden. Nach wie vor verzeichneten die Wissenschaftler weltweit eine Zunahme an Infizierten. Auch in Deutschland sei mit weiteren Fällen zu rechnen. Derzeit gibt es laut RKI fünf positiv getestete Fälle in Bayern, einen in Hamburg und zwei in Brandenburg.

Nach Angaben von Hacker sollte am Montag ein Spezialistenteam des RKI nach Brandenburg fahren. Dort wurden am Sonntag die zwei jüngsten Fälle an Erkrankten bestätigt. «Den Patienten geht es gut», sagte der RKI-Präsident. Die Experten sollen unter anderem gemeinsam mit den Landesbehörden nach Menschen suchen, die möglicherweise mit den Infizierten Kontakt hatten.

Unterdessen zeigte sich die Bundesärztekammer über die seit Sonntag geltende Einführung der Meldepflicht bei Schweinegrippe-Fällen verärgert. «Es gibt keinen Grund, Ärzte mit Pflichten oder Strafen zu belegen», sagte Verbandsvizepräsident Frank Ulrich Montgomery. Die Ärzte bräuchten keine Belehrung durch die Politik, sie wüssten sehr genau, was bei Infektionsfällen zu tun sei.

Baden-Württembergs Gesundheitsministerin Monika Stolz (CDU) verteidigte dagegen die Verordnung. In Situationen, in denen man besonders wachsam sein müsse, seien solche Meldepflichten «keine besondere Zumutung», sagte sie. Vor der ärztlichen Meldepflicht bestand lediglich eine Informationspflicht für Labore, die das Virus feststellten.

Nach der Übertragung des Virus durch einen Menschen auf einen Schweinebestand in Kanada warnt das Friedrich-Loeffler-Institut vor möglichen Infektionen von Schweinen durch infizierte Personen in Deutschland. Um eine Infektion der Tiere und möglicherweise auch eine Vermischung mit anderen Viren zu verhindern, dürften Betriebsfremde sowie Personen mit Ansteckungsverdacht nicht die Ställe betreten, sagte Instituts-Präsident Thomas Mettenleiter. Grundsätzlich gehe jedoch vom Schweinefleisch kein Risiko für eine Infektion aus. Der Verzehr ist nach Erhitzen auf eine Kerntemperatur von 72 Grad Celsius unbedenklich.

Derzeit wurden laut RKI weltweit aus 20 Ländern bestätigte Fälle bei Menschen gemeldet. Die Zahl gehe mittlerweile auf 1000 Fälle zu. Laut mexikanischem Gesundheitsministerium sind in Mexiko 22 Menschen an der Neuen Influenza gestorben, wie Hacker sagte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht dagegen von 25 Todesopfern aus. In Europa sind nach Angaben des RKI zehn Länder betroffen. Zuletzt sei die Neue Grippe in Irland bei einem Menschen positiv getestet worden.