Vatikan warnt vor Fremdenangst durch Anti-Terror-Kampf

Keine Lizenz zur Diskriminierung

Der Vatikan hat auf der UN-Antirassismuskonferenz vor neuen Diskriminierungen im Zuge der globalen Terror-Angst gewarnt. Überzogene sicherheitspolitische Maßnahmen schürten Misstrauen gegenüber Menschen aus anderen Kulturen und vertieften eine irrationale Fremdenangst, sagte der Vertreter des Heiligen Stuhls, Erzbischof Silvano Tomasi, bei der Tagung in Genf. Der legitime Kampf gegen Terrorismus dürfe nie den Schutz und die Förderung der Menschenrechte untergraben.

 (DR)

Zugleich äußerte sich der Vatikan-Botschafter «alarmiert» über eine drohende Eugenik in Stammzellforschung und Fortpflanzungsmedizin. Die mögliche Auswahl von Embryonen nach Augenfarbe und anderen körperlichen Merkmalen könne zu einer neuen «Untergattung des Menschen» führen, so Tomasi laut dem am Donnerstag im Vatikan veröffentlichten Redeskript.

Erneut verurteilte Rom die anti-israelische Rede von Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Die Genfer Konferenz sei «leider benutzt worden, um extreme und politische Positionen zu äußern, die der Heilige Stuhl beklagt und zurückweist», so Tomasi. «Sie tragen nicht zum Dialog bei, sie provozieren unannehmbare Konflikte und können in keiner Weise gebilligt oder geteilt werden.»

Im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung spiele Bildung eine unverzichtbare Rolle, sagte Tomasi. Alle Aspekte von Diskriminierung müssten aus Unterricht, Schulbüchern und Lehrplänen entfernt werden. Der Vatikan-Diplomat verlangte ein Recht auf Bildung für ethnische und religiöse Minderheiten sowie einen Zugang zu Medien ohne ideologische Kontrolle.

Tomasi unterstrich das Engagement der katholischen Kirche und anderer Glaubensgemeinschaften im Bildungssektor. Damit sie ihren Beitrag für eine nicht-diskriminierende Gesellschaft leisten könnten, sei Respekt vor der Religionsfreiheit nötig. Demgegenüber gebe die Diskriminierung religiöser Minderheiten Anlass für wachsende Besorgnis.

«Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist keine Lizenz dafür, Anhänger irgendeiner Religion zu beleidigen», sagte der Erzbischof. Zum Schutz der Religionen genüge allerdings das bestehende Rahmenwerk der Menschenrechte. Tomasi wandte sich damit indirekt gegen besondere Konventionen gegen religiöse Verunglimpfung, wie sie vor allem von islamischen Staaten gefordert worden waren.