Bringen Lugos Frauenbeziehungen den Präsidenten zu Fall?

Vater der Nation

Stürzt Staatspräsident Fernando Lugo über sein Privatleben? Diese Frage stellen sich in diesen Tagen immer mehr Paraguayer. Am Mittwoch hat nun bereits eine dritte Frau behauptet, sie habe ein Kind von dem ehemaligen Bischof und heutigen Staatsoberhaupt. Sie wisse von insgesamt sechs Müttern eines Lugo-Kindes, so die 39-jährige Hortensia in einem Radiointerview. Mittlerweile leidet die Beliebtheit Lugos deutlich.

Autor/in:
Huberta von Roedern
 (DR)

Einen zweijährigen Jungen hatte Lugo vergangene Woche bereits anerkannt. Für die Vaterschaft eines zweiten Kindes reichte am Mittwoch die 26-jährige Benigna Klage ein. Die Opposition ruft bereits laut nach Konsequenzen. Und der 57-jährige Lugo sagte eine geplante Reise zum Weltwährungsfonds nach Washington ab.

Die Beliebtheit des Ex-Bischofs von San Pedro stürzte laut jüngsten Umfragen von rund 80 Prozent nach seinem Amtsantritt im August auf zuletzt etwas mehr als 40 Prozent. Denn Lugos Stärke war bislang seine unantastbare Moral, seine absolute Integrität in einem Land, in dem mehr als 60 Jahre lang dieselbe Partei regierte. Die hatte das Land heruntergewirtschaftet, jahrzehntelang Diktator Alfredo Stroessner (1954-1989) unterstützt und Paraguay auf einen der letzten Plätze der Korruptionsskala gebracht. Kommentatoren sprechen nun von einem schweren Schaden, den Lugo seinem Land zugefügt habe. Er stehe als Lügner da. Während des Wahlkampfes hatte er auf Fragen nach seinem Privatleben immer nur mit einem Lächeln geantwortet.

Diskutiert wird auch, ob es sich um ein öffentliches Vergehen handelt - oder schlicht um Lugos Privatleben. Die Präsidentin der oppositionellen «Colorado-Partei» verlangte am Mittwoch ein Verfahren gegen den Präsidenten. Die erste Frau, die ihn angeklagt hatte, hatte erklärt, seit ihrem 16. Lebensjahr eine sexuelle Beziehung mit Lugo gehabt zu haben. Also handele es sich um Verführung Minderjähriger, urteilte Senatorin Lilian Samaniego. Auch habe Lugo die Vaterschaft des Kindes in einem öffentlichen Regierungsakt zugegeben, also sei es ein öffentliches Thema - und man könne ihn auch öffentlich anklagen.

Kirche will nichts gewusst haben
Die katholische Kirche tut sich schwer mit den Enthüllungen über den früheren Geistlichen. Die Bischofskonferenz unterstrich, sie habe davon nichts gewusst. Der Bischof von Ciudad del Este, Rogelio Livieres, sowie einige Politiker erklärten dagegen, die Kirche sei sehr wohl über Lugos Liebesleben als Bischof informiert gewesen.

Viviana Carrillo, die Mutter des inzwischen anerkannten Kindes, sagte, sie habe sich bei der Nuntiatur beklagt - also sei diese im Bilde gewesen. Lugo hatte sein Bischofsamt zur Verfügung gestellt, als er Präsidentschaftskandidat wurde. Der Vatikan verfügte im Januar 2007 die Suspendierung. Nach seinem Wahlsieg im April 2008 wurde Lugo in den Laienstand versetzt.

Nicht nur um seinen privaten Ruf kämpft der Präsident. Auch für seine Politik wird er selbst von Anhängern kritisiert. Er gehe zu langsam bei der Umstrukturierung des Landes vor; er sei zu behäbig und kenne sich in vielen Fachfragen nicht aus. Streiks sind inzwischen an der Tagesordnung. Aus den Reihen der Liberalen, der wichtigsten Koalitionspartei, heißt es, Lugo packe den Kampf gegen die steigende Kriminalität nicht an. Zudem könne man sein politisches Flirten mit Venezuelas Präsident Hugo Chavez nicht einschätzen.

Auf den Straßen in Asuncion und anderen Städten kursieren schon Witze über den angeblichen Kindersegen des ehemaligen Bischofs.
Radiosender spielen Lieder mit wenig freundlichen Refrains, und auch Graffitis und Internet-Blogs zeugen davon: Es steht nicht gut um Lugo.