"Bund Neudeutschland" feiert 90-jähriges Bestehen in Aachen

Lebensgestaltung in Christus

Die katholischen Verbände "Bund Neudeutschland" (ND) und "Heliandbund" haben am Wochenende in Aachen ihr 90-jähriges Bestehen gefeiert. Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff würdigte das gesellschaftliche und christliche Engagement der bundesweit rund 17.500 Verbandsmitglieder.

 (DR)

Eine "Lebensgestaltung in Christus" könne gerade in der Finanzkrise helfen, ethische Grundlagen zu zeigen und die soziale Marktwirtschaft weiter zu entwickeln, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz beim Festgottesdienst im Dom. Christen sollten sich stets für Schwache einsetzen und versöhnend wirken. An dem insgesamt fünftägigen Jubiläumskongress nahmen rund 1.000 Gäste teil.

CDU-Politiker Heiner Geißler sagte in seiner Festrede, die soziale Marktwirtschaft sei früher ein "ethisches Bündnis" gewesen. Heute werde dagegen in der Wirtschaftswelt "aus Kostengründen" gegen Menschen entschieden. Der langjährige CDU-Generalsekretär kritisierte eine "Ökonomisierung der Gesellschaft, in der Menschen zu reinen Kostenfaktoren mutieren". Die politische Botschaft der Bibel aber verlange eine Anerkennung der Menschenwürde. Geißler forderte eine "ökosoziale Marktwirtschaft". Sie müsse ein "unsittliches System" ersetzen, das Börsenkurse steigen lasse, je mehr Menschen wegrationalisiert würden. Für solche Reformen werde die Gestaltungskraft der Kirchen gebraucht, unterstrich Geißler, der dem globalisierungskritischen Verbund "attac" angehört.

Gefahr Individualisierung und Pluralismus
Mussinghoff erinnerte in seiner Predigt an die 90-jährige Geschichte von ND und Heliandbund, denen Prominente wie die CDU-Politiker Klaus Töpfer, Bernhard Vogel und Rita Süßmuth sowie der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, angehören. Jesuiten hatten den Zusammenschluss 1919 auf Anregung von Kardinal Felix von Hartmann als Schülerverband gegründet. Für Mädchen folgte 1926 die Gründung des Heliandbundes. Die Nazis verboten die christliche Jugendbewegung 1939, wie der Bischof sagte.

In jüngster Zeit seien die Strukturen von Verbänden durch Individualisierung und Pluralismus zerbröselt. Doch der ND habe "durchgehalten". Ereignisse wie der Weltjugendtag 2005 und die Aachener Heiligtumsfahrt 2007 zeigten, dass Jugendliche noch für Christus zu begeistern seien.

Vorträge, Gottesdienste und Gebete
Der ND gliedert sich heute in die "Gemeinschaft Katholischer Männer und Frauen im Bund Neudeutschland (KMF)" und die "Katholische Studierende Jugend (KSJ). Das Jubiläumskongress, der am Mittwoch begonnen hatte, trug den Titel "Zeit.Brechung". Auf dem Programm standen Vorträge, Gottesdienste und Gebete in ganz Aachen sowie Diskussionen zu Themen wie Medien, Rechtsextremismus und Schulpolitik.

Unter den Rednern waren die Theologieprofessoren Hans-Joachim Hohn aus Köln und Ulrich Lüke aus Aachen sowie die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Magdalena Bogner.