Die Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem gründen Kloster in Köln

Das Gebet als erste Aufgabe

In der Wüste der Großstädte wollen sie Oasen des Gebets, des Friedens und des Teilens schaffen - die Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem. Eine Bewegung, die in Paris vor gut 30 Jahren ihren Anfang nahm, und bis heute in mehreren Großstädten dieser Welt einen spirituellen Gegenpol bildet. An diesem Wochenende gründeten sie in Köln ihr erstes Kloster in Deutschland.

Autor/in:
Stefan Quilitz
 (DR)

Schon vor neun Jahren äußerte der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner den Wunsch, dass die Gemeinschaften von Jerusalem sich auch in Köln niederlassen. Während des Weltjugendtages 2005 waren sie dann erstmals mit ihrer Liturgie zu Gast. Nun wurde diese Gründung mit einer feierlichen Vesper am Samstag in Groß St. Martin, der neuen Niederlassung der Gemeinschaften in der Kölner Altstadt, u nd einem festlichen Pontifikalamt am Sonntag im Kölner Dom gefeiert.

Weit über hundert Ordensschwestern und -brüder aus allen Niederlassungen begleiteten die zwölf deutschen und französischen Mitschwestern und -brüder, die fortan in Köln sein werden. Einzeln wurde diese in der Vesper beim Namen gerufen und Kardinal Meisner segnete sie: "Gewähre den Brüdern und Schwestern von Jerusalem, die in diesen beiden Klöstern wohnen werden, aus dem Glauben und der Kraft der Hoffnung zu leben, in Tat und Wahrheit zu lieben, zu dir mit ganzem Herzen zu beten, dich in der Arbeit und Stille zu suchen (…)" Kardinal Meisner wünschte sich in der Vesper-Predigt, dass die Ordensleute besonders für die Leidenden da sind und freute sich im Pontifikalamt  über die "Rückenstärkung im Bekenntnis des Glaubens".

Eigens geschaffene Kölner Heiligenlitanei
Der Kölner Kardinal bekam von den Gemeinschaften einen Korb mit Wein und Käse aus französischen Klöstern geschenkt. Und als besonderes Geschenk der Gemeinschaften an die Kölner Kirchen sangen die Ordensleute eine eigens geschaffene Kölner Heiligenlitanei, die nicht nur die großen Heiligen von Maternus bis Edith Stein umfasste, sondern auch die Heiligen des Alltags, Arbeiter, Eheleute, Alleinstehende mit ein bezog. Deutlich wurde dabei, welch neue liturgisch-musikalischen Akzente die Gemeinschaften in Köln setzen werden: sie bringen die in Frankreich in den letzten Jahrzehnten entstandenen mehrstimmigen Gesänge mit, die von Komponisten wie P. Joseph Gelineau, P. André Gouzes (Liturgie des Volkes Gottes) und Jacques Berthier in der Tradition der russisch-orthodoxen Liturgie geschaffen wurden. Durch Klöster wie Taizé, Landévennec oder Aix-en-Provence wurden sie bekannt, begeistern viele Gläubige auch in Deutschland.

In Köln bereichern die Gemeinschaften nun das bereits vorhandene Ordensleben und werden in der City wie St. Andreas, St. Aposteln oder Maria Lyskirchen ein ganz eigener Ort tiefer Spiritualität sein - mitten im touristisch geprägten Altstadtviertel. "Eine Oase in der Wüste", wie die Priorin Schwester Edith dem domradio sagte, von dienstags bis sonntags sind alle zur Feier der Laudes am Morgen, des Mittagsgebetes und der Vesper und des Gottesdienstes am Abend eingeladen. Und während die Basilika Groß St. Martin, die ihre Geschichte und Wunden nicht verbirgt, dafür einen würdevollen Rahmen aus romanischen Mauern bietet, bildet das Wohnhaus der Gemeinschaften nebenan einen krassen Kontrast aus Beton und Glas: eine Herausforderung für die Ordensleute, die mit ihrem Gebet und Gesang inmitten der Stadt selbst Herausforderung sein werden.  

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