Aigner verbietet Anbau von Genmais

Erleichterung und Kritik

Lob von Verbraucherschützern, Kritik aus Forschung und Industrie - das Genmais-Verbot von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner polarisiert die Fachverbände und spaltet die Union. Umweltschützer begrüßten im domradio den Entschluss. Forschungsministerin und ehemaliges ZdK-Mitglied Annette Schavan dagegen bedauerte die Entscheidung.

 (DR)

Aigner hatte zuvor ein Anbauverbot der umstrittenen Maissorte MON 810 verkündet. Sie begründete ihre Entscheidung damit, dass die Maissorte eine Gefahr für die Umwelt darstelle. Kritiker warfen ihr vor, sich vor allem dem Druck ihrer Parteifreunde aus Bayern gebeugt zu haben. Vor allem Ministerpräsident Horst Seehofer und Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (beide CSU) hatten sich für ein Ende der grünen Gentechnik ausgesprochen. Aigner betonte, sie wolle das Verbot nicht als Grundsatzentscheidung für die grüne Gentechnik verstanden wissen.

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigte sich erfreut über das Anbau-Verbot. "Gentechnisch verändertes Saatgut breitet sich unkontrolliert aus, gefährdet nachweislich Natur und Tierwelt und bedroht die Existenz von landwirtschaftlichen Betrieben, die gentechnikfrei arbeiten wollen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Der BUND rief die Landwirte dazu auf, sich in gentechnikfreien Regionen zusammenzuschließen und alle vorhandenen landwirtschaftlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, "um Maisschädlinge mit konventionellen Ackermethoden zu bekämpfen".

Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch begrüßte Aigners Entscheidung. "MON 810 bringt den Verbrauchern keinen Mehrwert gegenüber herkömmlichem Mais", sagte Foodwatch-Sprecher Martin Rücker. Die Ministerin müsse nun auf EU-Ebene unter Beweis stellen, wie ernst es ihr sei. Dort solle in den nächsten Monaten über Zulassungsanträge für zwei weitere transgene Maissorten entschieden werden. "Wir erwarten von Frau Aigner, dass sie sich hier klar positioniert und mit dafür sorgt, dass es nicht zu einer Zulassung kommt", forderte Rücker.

Zurückhaltend äußerte sich der Deutsche Bauernverband (DBV). Zwar bleibe man bei der Haltung, in Deutschland nicht zum Anbau von grüner Gentechnik zu raten. Dies habe aber vor allem mit schwierigen Haftungsregelungen für die Landwirte zu tun. Auch biete der Anbau von gentechnisch verändertem Mais "wenig oder keine" ackerbaulichen Vorteile. Dennoch forderte der DBV die weitere Erforschung der sogenannten grünen Gentechnik: "Der Wissenschaftsstandort Deutschland kann es sich schon aus Gründen der Risikoabschätzung nicht leisten, auf den Versuchsanbau im Freiland zu verzichten."

Schwavan: Grüne Gentechnik ist eine wichtige Zukunftstechnologie
Auch Forschungsministerin Schavan hob die Bedeutung der Gentechnik für die Forschung hervor. "Die grüne Gentechnik ist eine wichtige Zukunftstechnologie, von der sich weder Deutschland noch Europa verabschieden dürfen." Die Ministerin kündigte einen runden Tisch mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und anderen betroffenen Ressorts in Bund und Ländern an. Schavan wies darauf hin, dass die Europäische Behörde für die Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Dezember 2008 keine Bedenken gegen die Sicherheit von MON 810 erhoben habe.

Auch die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) übte deutliche Kritik und berief sich ebenfalls auf die Entscheidung der EFSA, die die Pflanze als sicher für Mensch, Tier und Umwelt eingestuft habe. Das Verbot nehme den Landwirten die Freiheit, zugelassenen gentechnisch veränderten Mais anzubauen, kritisierte der Verband. Die DIB-Mitgliedsunternehmen befürchteten einen Rückschlag für den Biotechnologie-Standort Deutschland.