Seligsprechung von Johannes Paul II. noch nicht in Sicht

Gründlichkeit vor Eile

Eine Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) steht nicht unmittelbar bevor. Zwar habe dessen Nachfolger Benedikt XVI. das Verfahren beschleunigt und auf die "Überholspur" gesetzt, sagte der Präfekt der Seligsprechungs-Kongregation, Erzbischof Angelo Amato, am Mittwoch gegenüber Radio Vatikan. Jedoch müsse das Verfahren mit der gebotenen Gründlichkeit geführt werden.

 (DR)

Da Benedikt XVI. die sonst übliche Fünf-Jahres-Frist für den Prozessbeginn aufgehoben habe, habe sich das Verfahren nicht in die Reihe der mehr als Tausend wartenden Prozesse einreihen müssen, führte Amato aus. Allerdings bedeute ein zügiges Verfahren nicht, dass man übereilt und oberflächlich vorgehe. Gerade bei einem so beliebten Papst sei die gebotene Sorgfalt und Professionalität erforderlich.

Amato erläuterte, über einen Seligsprechungstermin könne man erst sprechen, wenn das Verfahren in allen Teilen abgeschlossen und dem Papst vorgelegt worden sei. Auf Diözesanebene sei der Prozess seit Mai 2007 abgeschlossen. Es sei dann an die Seligsprechungs-Kongregation gegangen. Ende November 2008 sei die sogenannte «Positio» - die Zusammenstellung aller Dokumente und Zeugenbefragungen - an die zuständigen theologischen Experten weitergeleitet worden.

Erst nach deren Überprüfung, wofür es noch keinen Termin gebe, werde es der zuständigen Kardinals-Versammlung vorgelegt, erläuterte Amato. Dann müsse der Papst über den heroischen Tugendgrad entscheiden. Zudem müsse das angebliche Heilungswunder überprüft werden. Es werde erst zwei medizinischen Experten vorgelegt, dann einem Mediziner- und einem Theologen-Rat, bevor die Kardinalsversammlung darüber befinde. Erst dann gehe das Verfahren zur endgültigen Entscheidung an den Papst.

Benedikt XVI. sagte am gleichen Tag bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz in einem Grußwort an polnische Pilger, er bete für die Seligsprechung seines Vorgängers. «Möge das geistige Erbe eures großen Landsmanns euer persönliches, familiäres, soziales und nationales Leben inspirieren.» Am Donnerstagnachmittag, dem Todestag des Wojtyla-Papstes, wird Benedikt XVI. eine Gedenkmesse für seinen Vorgänger feiern.