Hun Sen schließt beim Gerichtsprozess in Kambodscha weitere Anklagen aus

Duch bittet um Vergebung

Der frühere Gefängnischef der Roten Khmer in Kambodscha hat die Familien der Opfer um Vergebung gebeten und sich zu seiner Verantwortung für Morde und Folter bekannt. Er ist der einzige hochrangige Roter Khmer, der sich öffentlich bei dem Gerichtsprozess in dieser Woche zu seiner Schuld bekennt.

 (DR)

"Ich bitte nicht um sofortige Vergebung, aber ich hoffe, die Angehörigen der Opfer können später einmal verzeihen", sagte Kang Kek Eav, genannt Duch, in einer Erklärung vor dem Rote-Khmer-Tribunal am Dienstag in Phnom Penh. Das international besetzte Gericht macht Duch für fast 13.000 Tötungen in dem berüchtigten Gefängnis Tuol Sleng verantwortlich.

Mehr als 400 Überlebende und Angehörige von Opfern hörten Duch im Gerichtssaal. Er ist der einzige hochrangige Roter Khmer, der sich öffentlich zu seiner Schuld an den Grausamkeiten des kommunistischen Regimes zwischen 1975 und 1979 bekennt, das rund zwei Millionen Tote forderte.

Wesentliche Rolle beim Angriff auf die Zivilbevölkerung
Zuvor hatte Staatsanwältin Chea Leang in ihrem Eröffnungsplädoyer am zweiten Prozesstag gegen Duch betont, das Gefängnis Tuol Sleng habe "eine wesentliche Rolle beim Angriff auf die kambodschanische Zivilbevölkerung" gespielt. Der zweite Staatsanwalt, Robert Petit, sagte, es sei Politik der Roten Khmer gewesen, dass "niemand Tuol Sleng lebend verlässt".

Unterdessen lehnte der kambodschanische Ministerpräsident Hun Sen weitere Anklagen gegen ehemalige Führungskader der Roten Khmer erneut entschieden ab. Lieber sehe er ein Scheitern des Tribunals gegen die bisher fünf Angeklagten als dass "Krieg in mein Land zurückkehrt", sagte er bei einer Veranstaltung in Sihanoukville.

Dahinter steht Beobachtern zufolge die Sorge, dass mögliche weitere Angeklagte vor einer Verhaftung wieder zu den Waffen greifen könnten. Hun Sen - selbst zeitweilig Kommandeur eines Khmer-Regiments - vertrat in der Vergangenheit etwa durch Amnestien einen konzilianten Kurs gegenüber Ex-Führern des Terrorregimes.