Weltweite "Earth Hour" -auch mit den Kirchen

Licht aus - Umweltbewusstein an

Am Samstag fand sie statt: eine der größten Massendemonstrationen, die die Welt je gesehen hat - per Kippschalter. In mehr als 2.500 Städten, Dörfern und Gemeinden in 84 Ländern auf allen Kontinenten wurde um 20.30 Uhr jeweiliger Ortszeit für eine Stunde das Licht ausgeknipst.

Autor/in:
Michael Lenz
 (DR)

Große Städte auf allen Kontinenten von Sydney über Mumbai bis Hamburg machen mit. Aber auch bedeutende Kulturmonumente wie die Pyramiden in Gizeh, das Empire State Building in New York oder auch der Petersdom in Rom setzen mit der dunklen Stunde ein Zeichen der Mahnung. Der WWF schätzt, dass mehr als eine Milliarde Menschen direkt oder indirekt durch die Kampagne erreicht werden.

Es sind vor allem die Religionen, die die enormen Folgen des Klimawandels für die armen Menschen in den Entwicklungsländern in ihren Aktionen zur «Earth Hour» in den Mittelpunkt stellen. Sie betonen «Die moralische Verpflichtung des Klimawandels». Mit diesen Worten haben der südafrikanische Bischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu und der WWF ihre gemeinsame Erklärung zu dem globalen Event überschrieben. «Der Klimawandel gefährdet die Lebensgrundlagen und vergrößert die Kluft zwischen Arm und Reich», so Tutu.

Eine Folge dieser Entwicklung: Die Zahl der Klimaflüchtlinge nimmt stetig zu. Ein Katastrophen-Szenario, das für die Küstenbewohner im indischen Bundesstaat Orissa längst Realität geworden ist, ebenso wie für die Opfer des Wirbelsturms «Katrina» in New Orleans oder für die Bevölkerung der vom Untergang bedrohten Südseeinseln. «Catholic Earth Care», die Umweltschutzorganisation der Australischen Bischofskonferenz, mahnt: «'Earth Hour' ruft uns zur Solidarität mit unseren Freunden im Pazifik auf, die zusehen müssen, wie ihre Länder vom Meer eingenommen werden.»

Unterdessen ruft der philippinische Kardinal Ricardo Vidal die Priester seiner Erzbistum Cebu auf, von der Kanzel aus den Kirchgängern die schädlichen Folgen des Klimawandels für Entwicklungsländer zu erklären. «Der Schutz der Erde und der Umwelt ist ein lebenswichtiges Anliegen, das von keinem gläubigen Christen ignoriert werden darf», mahnt der Kardinal.

In China erklärte die Diözese Baoding den einstündigen Verzicht auf Licht und elektrische Geräte zur «Earth Hour» gar zu einer konkreten Aktion der Fastenzeit. Gott habe die Erde für die Menschen geschaffen, und deshalb sei es eine Pflicht, das «ökologische Gleichgewicht» zu wahren. Das Umweltbewusstsein der Christen in Baoding kommt nicht von ungefähr. Der Schwerpunkt der dort ansässigen staatlichen «Technologiezone» hat die Stromerzeugung auf erneuerbare Energien umgestellt. Baoding soll nach dem Willen der Behörden die erste Stadt Chinas werden, die ihren Energiebedarf aus Solarenergie deckt.

In Australien hält das multireligiöse Netzwerk «Australian Religious Response to Climate Change» (Religiöse Antwort auf den Klimawandel) anlässlich der «Earth Hour» im ganzen Land Mahnwachen ab. Das Bündnis aus Christen, Juden, Muslimen, Hindus und Buddhisten hat passend zum derzeit ebenfalls laufenden «Internationalen Jahr der Astronomie» das Observatorium in Sydney als zentralen Veranstaltungsort gewählt. «Die Beobachtung des Himmels als Quell der Inspiration war schon immer die Stärke in den religiösen Traditionen», heißt es in einer Erklärung zur «Erdstunde».

Aber die Klima-Aktivisten wollen sich nicht auf den Himmel allein verlassen. Sie fordern, dass die Politiker im Dezember auf der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen ein neues globales Klimaabkommen aushandeln. Geld für den Kampf gegen die Erderwärmung sei zu Genüge vorhanden, finden auch Bischof Tutu und der WWF. Die Dollar-Milliarden der weltweiten Konjunkturpakte zur Überwindung der Wirtschaftkrise sollten in «nachhaltige grüne Energien» investiert werden. «Das bringt das Wirtschaftswachstum in Schwung und schafft Arbeitsplätze.»