Misereor: Industrienationen sollen Entwicklungshilfe-Versprechen einhalten

Appelle zum G-20-Gipfel

Vor dem G-20-Gipfel mehren sich die Forderungen nach schnellen Hilfen für die ärmsten Länder zur Bewältigung der Finanzkrise. Gewerkschaften, Attac, Umweltverbände und entwicklungspolitische Organisationen rufen für den 28. März zu einem Aktionstag zur Finanz- und Klimakrise auf.

Misereor-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer (DR)
Misereor-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer / ( DR )

Der britische Entwicklungsminister Douglas Alexander forderte ein schnelles und koordiniertes Handeln, wenn die Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer am 2. April in London zusammenkommen: "Die Finanzkrise wird uns zwar allen wehtun, aber die Ärmsten der Welt wird es am härtesten treffen", schrieb er in einem Beitrag für die "Frankfurter Rundschau" (Donnerstagsausgabe).

Gewerkschaften, Attac, Umweltverbände und entwicklungspolitische Organisationen rufen für den 28. März zu einem Aktionstag zur Finanz- und Klimakrise auf. In Berlin und Frankfurt werden am Samstag Zehntausende zu Demonstrationen erwartet. Motto: "Wir zahlen nicht für eure Krise!".

Der Umweltbeauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen, Klaus Breyer, forderte einen Kurswechsel. Konjunkturprogramme dürften nicht überholte Strukturen stützen, sondern müssten ökologische und soziale Reformen befördern.

Appelle von Misereor und Oxfam
Die Hilfswerke Misereor und Oxfam drängen die Industrieländer auf die Einhaltung der Entwicklungshilfe-Versprechen. Die bis 2010 zugesagte Erhöhung um 50 Milliarden US-Dollar gegenüber 2004 müsse in Zeiten der Krise umso dringender erfolgen. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stockten die Industrieländer ihre Hilfe 2008 trotz der Krise um zehn Prozent auf 120 Milliarden Dollar auf, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Freitagsausgabe) vorab berichtet.

Das entwicklungspolitische Bündnis "erlassjahr.de" startete in Köln eine Unterschriftensammlung zur Einführung eines fairen Insolvenzverfahrens für überschuldete Staaten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde zu einer entsprechenden Reforminitiative beim G-20-Gipfel aufgefordert. "Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise dürfen die Bedürfnisse der ärmsten Länder dieser Welt nicht vergessen werden", erklärte Sprecher Björn Lampe. Zahlreichen Entwicklungsländern drohe bereits die Zahlungsunfähigkeit.