Festgottesdienst zum 50-jährigen Bestehen der Kindernothilfe

"Die Lösung der großen Probleme beginnt ganz unten"

Mit einem Festgottesdienst hat die Duisburger Kindernothilfe am Sonntag ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einem Festakt eine Aufstockung der deutschen Entwicklungshilfe trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise angekündigt

Autor/in:
Andreas Rehnolt
 (DR)

"Die Lösung der großen Probleme beginnt ganz unten, die Not von Kindern und Jugendlichen ist nie abstrakt", sagte der Vorstandsvorsitzende und evangelische Pfarrer Jürgen Thiesbonenkamp in der evangelischen Jesus-Christus-Kirche in seiner Predigt. In dem vom ZDF übertragenen Fernsehgottesdienst mahnte er, angesichts der weltweit verbreiteten Armut, des Missbrauchs an Kindern und der fehlenden Bildungsschancen von Millionen Kindern nicht ihre konkrete Not aus den Augen zu verlieren.

Merkel würdigte in ihrer Festrede vor gut 1.700 Gästen das weltweite Engagement des Hilfswerks, das 1959 von zwei evangelischen Christen in Duisburg gegründet worden war. Der Festakt, der am Montag ab 15.45 Uhr im TV-Sender Phoenix gezeigt wird, war Auftakt eines Jubiläumsjahres mit zahlreichen Veranstaltungen unter dem Motto "Ich verändere die Welt". Die anhaltende Wirtschafts- und Finanzkrise werde viele Menschen in den Entwicklungsländern hart treffen, sagte Merkel. Immer noch litten 1,8 Milliarden Menschen weltweit unter Hunger, 600 Millionen Kinder müssten unter ärmlichsten Verhältnissen leben.

Durch Patenschaften und Spenden werde mehr als 560.000 Kindern in 28 Ländern in Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa geholfen. Die Verantwortung zur "Solidarität von Menschen für Menschen" könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, betonte Merkel. "Kinderrechte seien "Menschenrechte, keine Gnadenakte".

"Wir müssen das Leben teilen und Beziehungen schaffen"
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, sagte bei der Feier, die Kindernothilfe wirke im Geiste des christlichen Glaubens. Auch Jesus habe sich besonders für die Armen und für die Kinder stark gemacht. Der frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU), der auch Vorsitzender der Kindernothilfe-Stiftung ist, warb für ein Engagement nicht nur durch Geld. "Wir müssen das Leben teilen und Beziehungen schaffen", sagte Blüm. Christina Rau, Witwe des früheren Bundespräsidenten Johannes Rau, warb um weitere Unterstützer des Kindernothilfe-Anliegens.

Im Festgottesdienst mahnte Thiesbonenkamp an, stets die Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt von Hilfsprojekten zu stellen. Er nannte politisches Handeln im Kampf gegen Not, Armut und Missbrauch "dringend erforderlich". "Guter Wille allein reicht nicht, um sexuell missbrauchte Kinder zu schützen." Nur mit politischer Unterstützung könne denen das Handwerk gelegt werden, die Mädchen und Jugen zu Kindersoldaten machten. Ziel aller Regierungen müsse es sein, die Rechte von Kindern auf Bildung, auf sauberes Wasser und medizinische Versorgung zu sichern, betonte der Pfarrer.

Die Kindernothilfe, die von engagierten Christen 1959 in Duisburg gegründet wurde, begann mit wenigen Patenschaften für indische Kinder. Im Jubiläumsjahr 2009 arbeitet die Organisation in 28 Ländern auf vier Kontinenten und erreicht in über 1.000 Projekten gut 566.000 Kinder und Jugendliche. Der Fokus der Hilfe liegt auf Projekten in Afrika. Dort hilft man Aidswaisen, unterstützt Projekte gegen Kinderarbeit und für Mädchenförderung und setzt sich aktiv für Straßenkinder in vielen Ländern ein. Neben zahlreichen Einzelpersonen unterstützen bundesweit rund 7.500 Kirchengemeinden, 3.000 Schulen und 1.000 Firmen die Kindernothilfe.