Erzbischof Zollitsch führt nach der Krise Gespräche in Rom

Rückhalt für den Papst aus Deutschland

Drei intensive Arbeitstage lang hielt sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zu Gesprächen an der römischen Kurie auf. Erzbischof Robert Zollitsch kam mit schweren Themen im Gepäck: den Reaktionen seiner Amtsbrüder und Gläubigen auf die Traditionalisten-Affäre. In kaum einem Land hatte die Versöhnungsgesten gegenüber den vier Bischöfen der ultra-konservativen Pius-Bruderschaft solche Unruhe ausgelöst wie in Deutschland. Ein Fazit der Rom-Reise.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
 (DR)

Nach Unterredungen mit Kurienchefs am Vatikan, mit Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone und mit Papst Benedikt XVI. persönlich zog Zollitsch eine erleichterte, durchweg positive Bilanz: «Es gibt keine Punkte, die uns trennen.» Und: Er sei «nirgendwo mit Vorwürfen empfangen worden».

Dass die Mission ein versöhnliches Ende haben würde, zeichnete sich bereits im Vorfeld ab. Zollitsch hatte sein Flugticket von Baden nach Rom schon in der Tasche, als ihn der Brief des Papstes an die Bischöfe der Welt erreichte. In dem ungewöhnlichen Schreiben - der Freiburger Erzbischof nennt es «großartig» und «sehr persönlich» - gestand Benedikt XVI. Pannen ein, äußerte sich aber auch verletzt über den mangelnden Rückhalt in eigenen Reihen. Zollitsch war der erste Vorsitzende einer Bischofskonferenz, der dem Papst die Solidarität bekundete. Das war Zufall, denn der Besuch war schon lange vorher geplant, etwas Besonderes war der Besuch des Landsmanns gleichwohl.

  

Denn auch mit seinem offenherzig formulierten Brief hat Benedikt XVI. das Unbehagen nicht aufgehoben, das sein Zugehen auf die Traditionalisten im eigenen Lager erzeugt hat. Kritiker werteten das bittere Eingeständnis des Papstes, dass er innerhalb seiner eigenen Kirche ein «Beißen und Zerreißen» erleben musste, als Vorwurf eines mangelnden Rückhalts im Leitungsamt. «La Repubblica», eine kirchenferne, aber meinungsführende Zeitung in Italien, zeichnete das Bild eines einsamen Papstes im Apostolischen Palast, alleingelassen selbst von der eigenen Kurie.

Da musste der Besuch von Zollitsch wohltuend wirken - obwohl dieser auch die Stimmung im deutschen Episkopat und an der katholischen Basis in Deutschland ungeschminkt schilderte. Er habe dem Papst die Befürchtungen von «vielen guten Katholiken» dargelegt, die im Zugehen auf die Pius-Bruderschaft die Gefahr einer Relativierung des Konzils sähen. Er berichtete von «Ängsten, denen ich in Deutschland überall begegnet bin». Er zeichnete die Sorge nach, die seine Mitbischöfe im Blick auf die Pius-Bruderschaft umtreibt. Und er versuchte an der Kurie um Vertrauen dafür zu werben, dass nicht hinter jeder freimütigen Diskussion in der deutschen Kirche ein Mangel an Loyalität gegenüber dem Papst steht.

Ganz und gar einig fand sich Zollitsch mit Benedikt XVI. darin, dass es kein Zurück hinter das Zweite Vatikanische Konzil gibt.
Schließlich habe gerade der Papst diese epochale Kirchenversammlung als Theologe miterlebt und mitgestaltet. Wieder und wieder betonte der Freiburger Erzbischof im Gespräch mit Journalisten, wie verletzt Benedikt XVI. angesichts von Unterstellungen gewesen sei, er wolle vom damals eingeschlagenen Weg abweichen.

Entsprechend begrüßt der Erzbischof auch die Ankündigung von Benedikt XVI., Verhandlungen über die Pius-Bruderschaft künftig bei der Glaubenskongregation anzusiedeln. Damit würden «die lehrmäßigen Fragen wirklich ernsthaft angepackt», so Zollitsch: «Dann wird sich zeigen, wer von der Pius-Bruderschaft bereit ist, den Weg mit der katholischen Kirche und dem Papst weiterzugehen, oder wer sich dann eben definitiv von uns trennt.» Dehnbare Erklärungen wie die des Pius-Generaloberen Bernard Fellay, man wolle das Konzil «im Licht der Tradition bedenken», wies Zollitsch als unzureichend zurück.
Auch im Umgangston der Traditionalisten muss sich nach Zollitschs Worten einiges ändern: «Wenn ich mit jemanden ein Gespräch will und Einheit will, dann darf ich ihm nicht ständig ins Gesicht schlagen», so der Erzbischof. Einige Äußerungen über ihn selbst, so Zollitsch, grenzten an Verleumdung.

Aber nicht alle Themen wurden von der Pius-Bruderschaft diktiert:
Zollitsch sprach im Vatikan auch über bildungspolitische Fragen, die soziale Lage in Deutschland, über die Zukunft der krisengeschüttelten Katholischen Universität Eichstätt und - als Freiburger - über den Stand der Dinge bei der Heiligsprechung für den Bistums-Mitpatron Bernhard von Baden (1428-58) und die Seligsprechung des Priesters und NS-Widerstandskämpfers Max Josef Metzger (1887-1944). Hier immerhin gab es uneingeschränkt positive
Nachrichten: Beide Verfahren sind auf einem guten Weg.