Andreas Steinhöfel erhält Katholischen Jugendbuchpreis

Rico, Oskar und die Tieferschatten

Andreas Steinhöfel, einer der bedeutendsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren, erhält den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2009 der Deutschen Bischofskonferenz. Er bekommt den mit 5.000 Euro dotierten Preis am Donnerstag für seinen Kinderroman "Rico, Oskar und die Tieferschatten", der im vergangenen Jahr im Hamburger Carlsen Verlag erschienen ist.

 (DR)

Schreiben ist für ihn «ein Rückgriff auf die eigene Kindheit» und auf das eigene Empfinden als Kind. Sein erstes Jugendbuch «Dirk und ich» hat er geschrieben, weil er sich über ein anderes Kinderbuch geärgert hatte und es besser machen wollte. Denn «Kinder haben etwas Besseres verdient».

Andreas Steinhöfel stellt hohe Anforderungen an sich und seine Bücher. Damit ist der in Berlin lebende 47-Jährige zu einem der führenden deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren geworden. Sein Bestseller «Die Mitte der Welt» wurde 1999 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und ist mittlerweile in vielen Ländern erschienen. Sein bisher bekanntestes Werk ist das Buch «Paul Vier und die Schröders» (1992), das zur Standardlektüre an deutschen Schulen zählt.

Ein Markenzeichen ist seine Vielseitigkeit: Für Rundfunk und Fernsehen schrieb Steinhöfel unter anderem rund 40 Folgen des «Käpt'n Blaubär Club» und 5 Folgen der 26-teiligen Kinderserie «Urmel aus dem Eis». Zudem ist er auch als Übersetzer, Drehbuchautor und Rezensent für die «FAZ» und die «Die Zeit» tätig. Steinhöfel hat zahlreiche Preise eingeheimst: In diesem Jahr wurde er bereits mit dem Erich-Kästner-Preis für Literatur ausgezeichnet. Am Donnerstag wird der im hessischen Biedenkopf aufgewachsene Autor für sein Buch «Rico, Oskar und die Tieferschatten» auch mit dem Katholischen
Kinder- und Jugendbuchpreis geehrt.

Die Haltung der Deutschen zum Kinder- und Jugendbuch empfindet Steinhöfel als ärgerlich: «Was mich stört, ist, dass man als Kinderbuchautor genauso angesehen wird wie die Kinder: von oben herab», sagt er. Dabei sei es sehr anspruchsvoll, für Kinder zu schreiben. «Die wollen Action, Handlung, wollen Geschichten erzählt bekommen. In Deutschland gibt es da einen Bruch, der behauptet, dass Kinderbücher Märchen seien, während man sich in der Belletristik intellektuell austoben darf.»

Der Autor stammt nach eigener Darstellung nicht aus einem Bücherhaushalt. «Meine Eltern hatten einfach kein Geld für Bücher.» Deshalb sei er auf die Stadtbücherei angewiesen gewesen, und dort waren Kinderbücher die Ausnahme. «Es gab nur fünf. Eines davon war 'Jim Knopf' von Michael Ende, das wurde dann später das wichtige Buch für mich». Auch Kästners «Das doppelte Lottchen» übte großen Einfluss aus: «Es hat mich tief geprägt, weil es eine Scheidungsgeschichte war und bei meinen Eltern damals schon der Haussegen schief hing.» Bücher als Trost und Therapie: Beim Doppelten Lottchen hatte Steinhöfel das Gefühl, dass «da einer weiß, wie es mir geht».

Den von der Deutschen Bischofskonferenz ausgezeichneten Kinderroman «Rico, Oskar und die Tieferschatten» charakterisiert der Autor als sein erstes Buch, «bei dem ich auf eine bestimmte Weise auch politisch rangegangen bin». Das Werk lebt davon, wie sich der «tiefbegabte», aber lebenstüchtige Rico und der hochbegabte, aber ziemlich ängstliche und weltferne Oskar ergänzen.

Ihn nerve einfach die Diskussion über Unterschichten und Erziehung in Deutschland, beschreibt Steinhöfel seine Motive zu dem Buch. «Es klingt so, als würden die aus der Unterschicht oder dem Prekariat, wie auch immer das politisch korrekt heißt, ihre Kinder im Kühlschrank verrecken lassen. Und als würden die anderen, die ihr Kind mit drei Jahren zum Chinesisch- oder Yogaunterricht schicken, viel besser sein.» Es sei einfach falsch, dass Leute mit einem schlechten Bildungsniveau unfähig seien, ihre Kinder mit Liebe und Respekt großzuziehen.

Auch bei der Leseerziehung warnt der Jugendbuchautor vor Schubladendenken. «Ich würde das Lesen immer verteidigen und finde es auch ganz wichtig», sagt er einerseits. Leseförderung dürfe nicht erst in der Schule beginnen; die Eltern seien gefragt, «sonst ist der Zug abgefahren». Andererseits dürfe das Lesen aber nie Maßstab dafür sein, wie man einen Menschen beurteilt. «Ich kenne Menschen, die haben noch nie ein Buch gelesen, aber die sind patent, hilfsbereit, warmherzig - alles, was ich von anderen Menschen haben möchte.»