Papst betet für die Opfer von Winnenden

"In diesen Stunden tiefen Schmerzes"

Papst Benedikt XVI. hat den Opfern des Amoklaufs von Winnenden seine Anteilnahme übermittelt. Der Papst gedenke der Betroffenen und bitte Gott um Beistand und Hilfe für deren Angehörige und Freunde, heißt es in dem am Donnerstag in Rottenburg veröffentlichten Schreiben an den Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst, in dessen Diözese der Amoklauf stattfand.

 (DR)

Auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Robert Zollitsch sprachen den Opfern ihr Beileid aus. Bischof Fürst dankte den Einsatzkräften für ihren «selbstlosen Einsatz». Die Helfer könnten den Menschen ihr Leid nicht abnehmen, aber ihnen Halt geben.

Am Mittwoch hatte ein 17-jähriger Amokläufer in der Albertville-Realschule in Winnenden und auf seiner anschließenden Flucht ins 40 Kilometer entfernte Wendlingen insgesamt 15 Menschen erschossen, bevor er sich selbst tötete.

Noch am Mittwochabend gedachten die Menschen in Winnenden mit einem bewegenden Gottesdienst der Opfer des Amoklaufs. Zu der Trauerfeier in der restlos überfüllten Sankt-Karl-Borromäus-Kirche waren außer den Angehörigen auch viele Mitschüler und Lehrer der Albertville-Schule, Rettungskräfte und Polizisten gekommen. Für Donnerstagabend ist in Winnenden eine weitere Trauerfeier geplant.

Unterdessen begann die Diskussion über die Konsequenzen aus dem Verbrechen. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) warnte vor überstürztem Handeln. Nach seinem Eindruck sei die Verhinderung eines so schrecklichen Geschehens keine Frage beispielsweise des Waffenrechts, sagte Schäuble am Donnerstag vor Journalisten in Berlin. Zu fragen sei eher, ob man mehr Werteorientierung vermitteln, die Familien stärken oder Gewaltverherrlichung in Medien bekämpfen müsse.

Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, in einem Interview des NDR. «Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz», so Freiberg. Ebenfalls im NDR sprach sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, gegen schärfere Sicherheitsvorkehrungen an deutschen Schulen aus. Er forderte stattdessen eine konsequente Ächtung von Gewalt insbesondere in den Medien.

Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann plädierte für eine größere Zurückhaltung der Medien bei der Berichterstattung. Ansonsten würden immer wieder Nachahmungstäter ermuntert, deren Ziel eine maximale öffentliche Aufmerksamkeit sei, sagte er dem Fernsehsender Phoenix.

Außerdem habe eine zu große Medienpräsenz traumatisierende Folgen für die Opfer. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) appellierte an das Verantwortungsbewusstsein von Journalisten. Bei tragischen Ereignissen wie in Winnenden müsse die sachliche Berichterstattung im Mittelpunkt stehen. «Selbstinszenierung von Berichterstattern verträgt sich nicht mit der Unabhängigkeit von Medien», erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken in Berlin.