Katholische Kirche organisiert Hilfe für Flüchtlinge aus dem Irak

Endlich ein wenig Stabilität

Die Vorbereitungen für die Aufnahme von 2.500 irakischen Flüchtlingen in Deutschland laufen auf Hochtouren. Noch im März sollen die ersten von ihnen im Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen eintreffen, dort das übliche zweiwöchige Aufnahmeverfahren durchlaufen und danach möglicherweise noch einen drei Monate dauernden Integrations-Crashkurs absolvieren.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Die Kirchengemeinden vor Ort, berichtet Pastor Martin Steinberg, der evangelische Seelsorger im Lager, fühlen sich in der Pflicht, sich der Flüchtlinge anzunehmen. Es mangele nicht an Hilfsangeboten: Ein Nachbarschaftszentrum will die irakischen Frauen zum Mutter-Kind-Frühstück einladen. Eltern bieten sich an, Flüchtlingsfamilien zum Kinderarzt zu begleiten. Eine Gemeinde hat schon einen Zauberer organisiert, um den Kindern einen sorglosen Nachmittag zu bieten - ohne Sprachbarrieren. Auch in der katholischen Gemeinde Sankt Norbert in Friedland ist Thomas Heek auf große Hilfsbereitschaft gestoßen.

Doch auch darüber hinaus gibt es schon konkrete Planungen für die Aufnahme der Flüchtlinge, die nach einem bestimmten Schlüssel auf die Bundesländer verteilt werden. Die katholische Kirche kündigte am Dienstag in Hamburg massive Hilfe bei der Integration der Flüchtlinge an. Der bei der Deutschen Bischofskonferenz für Migrationsfragen zuständige Münsteraner Weihbischof Josef Voß sagte am Rand der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe, Bistümer, Caritas und Pfarrgemeinden hätten bereits ein dichtes Netzwerk gebildet, um die meist christlichen Flüchtlinge aufzunehmen und sie zu integrieren.

"Viele der Flüchtlinge sind traumatisiert, und allen ist gemeinsam, dass sie auf absehbare Zeit keine Aussicht auf Rückkehr in den Irak oder auf eine Integration in den Nachbarstaaten haben", betonte Voß. Da die meisten der Flüchtlinge chaldäisch-katholische und syrisch-katholische Christen sind, erhofften sie sich insbesondere von den katholischen Gemeinden vor Ort eine offene Aufnahme. Diese Erwartungen sollen laut Voss nicht enttäuscht werden: Wir stehen für eine "aufmerksame Willkommenskultur ein".

Gefragt sind Gastfreundschaft, Solidarität mit Verfolgten und endlich ein wenig Stabilität für die Menschen, die zuletzt meist in Lagern in Syrien oder Jordanien gelebt haben. Gefragt ist aber auch konkrete Unterstützung bei Behördengängen, Dolmetscher-Diensten, Gesprächs- und Beratungsangeboten. Hilfen für Traumatisierte und Folteropfer sollen die psychosozialen Zentren von Caritas und evangelischer Diakonie in Köln, Düsseldorf und Frankfurt anbieten. Auch die Migrationsberatungsdienste von Caritas und Diakonie im gesamten Bundesgebiet stehen bereit.

Nach Informationen des Weihbischofs haben sich in den vergangenen Wochen auch "Runde Tische" der Kirche für die Aufnahme der Flüchtlinge in Essen, Frankfurt, München, Stuttgart und Berlin gebildet; sie koordinierten alle sozialen und religiösen Aktivitäten in ihren Regionen und halten Kontakt zur evangelischen Kirche. Weitere "Runde Tische" sollen gegründet werden.

Hilfen zur Integration sollen auch die bereits in Deutschland bestehenden chaldäisch-katholischen und syrisch-katholischen Gemeinden bieten. Laut Voß haben in Essen, Frankfurt, München und Stuttgart bereits jetzt fünf chaldäisch-katholische und syrisch-katholische hauptamtliche Pfarrer ihre Tätigkeit aufgenommen. Sie werden durch ehrenamtliche Helfer der Gemeinden unterstützt. Zur Aufnahme der Flüchtlinge soll es nach Darstellung von Voß im Frühsommer auch große Gottesdienste geben, bei denen die Neuankömmlinge durch Bischöfe und in Deutschland lebende Geistliche aus den Herkunftsländern begrüßt werden sollen.

Voß appellierte an die deutsche Politik, den Flüchtlingen unbürokratisch und flexibel zu helfen. So müssten sie eine dauerhafte Lebensperspektive erhalten. Auch sollte es den Ankommenden ermöglicht werden, bei bereits in Deutschland lebenden Familien oder Bekannten unterzukommen, um eine möglichst schnelle Integration zu ermöglichen.

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