Erzbischof Thissen zum Bischofstreffen in Hamburg - Eröffnungsgottesdienst live in Bild und Ton

"Wir wollen gute Gastgeber sein"

Von heute an tagt die Frühjahrsvollversammlung der katholische Bischofskonferenz erstmals in Hamburg, dem Sitz von Deutschlands nördlichstem, flächenmäßig größten und jüngstem Bistum. Erzbischof Werner Thissen im Interview zu den Themen des Treffens. Den Eröffnungsgottesdienst der Vollversammlung in der Hohen Domkirche St. Marien überträgt domradio.de live ab 18.30 Uhr in Bild und Ton.

 (DR)

KNA: Herr Erzbischof, wie kann das Erzbistum Hamburg der Bischofsvollversammlung einen Stempel aufdrücken?

Thissen: Wir wollen gute Gastgeber sein. Zum ersten Mal findet eine Vollversammlung in einem Hotel statt. Ich glaube, dass wir dort sehr gute Arbeitsbedingungen vorfinden. Neben dem dichten Arbeitsprogramm bleibt wenig Zeit für anderes. Aber an einem Abend im Hafen wollen wir die maritime Prägung des Nordens erlebbar machen.

KNA: Mit Themen wie Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, Seelsorge in der Palliativmedizin und Zukunft der Pflege steht Gewichtiges auf der Agenda. Was ist für Sie das zentrale Thema?
Thissen: Sie nennen tatsächlich drei Themen, die für unsere gesellschaftliche Zukunft enorme Bedeutung haben. Für mich ist wichtig, dass wir bei diesen Themen auf die Würde des Menschen pochen. Sie darf nicht anderen Interessen geopfert werden.

KNA: Nach den Irritationen der letzten Wochen um die Pius-Bruderschaft, vor allem um den Holocaust-Leugner Williamson, steht das Treffen sicher auch unter diesem Eindruck. Welches Signal wünschen Sie sich?
Thissen: Es ist sicher gut, dass wir uns als deutsche Bischöfe gemeinsam mit diesem Thema befassen. Aus meiner Sicht haben wir das wichtigste Signal bereits deutlich gesetzt: Die Leugnung des Holocaust hat in der katholischen Kirche keinen Platz. Vielleicht gibt es bis zum Konferenzbeginn noch aktuelle Entwicklungen. Dazu würden wir uns sicher äußern.

KNA: Hat das Verhältnis zwischen Katholiken und Juden durch diese Vorgänge nachhaltigen Schaden genommen?
Thissen: Natürlich waren diese Vorgänge schädlich. Aber der Gesprächskontakt zwischen Katholiken und Juden ist nicht abgerissen.

Auf allen Ebenen sind Gespräche geführt worden und sie werden fortgesetzt. Wir werden weiter deutlich machen, dass unsere Solidarität mit den Juden unverbrüchlich ist.

KNA: Es gibt auch Stimmen, die den Irritationen etwas Gutes
abgewinnen: Die Ereignisse zwangen die Beteiligten, ihr Verhältnis von Grund auf zu bedenken und mitunter auf eine ganz neue Basis zu stellen. Wie sehen Sie das?
Thissen: Ich kann nicht sehen, dass es dazu dieser Irritationen bedurft hätte. Das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum ist gut gegründet und steht auf einer soliden Basis.

Einhellig haben die deutschen Bischöfe und viele andere Vertreter des katholischen Lebens deutlich gemacht, dass die Leugnung des Holocaust und Judenfeindschaft keinen Ort in der Kirche haben. Das ist doch nicht erst jetzt bedacht worden.